Matthäus 7, 21-23

Es werden nicht alle, die zu mir sagen: HERR, HERR! ins Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: HERR, HERR! haben wir nicht in deinem Namen geweissagt, haben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben, und haben wir nicht in deinem Namen viele Taten getan? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie erkannt; weichet alle von mir, ihr Übeltäter! (Matthäus 7, 21-23)

Dienstag, 27. Dezember 2016

Nachbetrachtungen zu Weihnachten

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

wie in jedem Jahr feierten wir in den vergangenen Tagen das Fest der heiligen Weihnacht. Aber - ebenfalls wie in jedem Jahr - fäll es mir schwer, in Weihnachsstimmung zu geraten. Den das Weihnachten, welches ich als Christ begehe, hat so gar nichts mehr mit dem zu tun, was jedes Jahr als Weihnachten gelebt wird.

Denn was sich hier als alljährliches heiliges Fest ausgibt, ist das denn wirklich ein heiliges Fest? Ich kann das nicht bestätigen: Es ist eher eine säkulare, verzerrte Fratze dessen, was einmal die eigentliche heilige Weihnacht war: Ein besinnliches, heiliges Fest, in welchem die Menschwerdung Gottes, die Geburt unseres Herrn Jesus Christus ganz allein im Mittelpunkt stand - und auch heute noch stehen sollte. Stattdessen haben wir an die Stelle unseres Herrn Jesus eine Werbefigur gestellt: Den Weihnachtsmann - erfunden von einem Wirtschaftsunternehmen als Werbegag.

Gibt es denn eine überhaupt eine annähernd passende Beschreibung für diesen unfassbaren Frevel an Gott? Das man ihn höchstselbst an seinem ureigensten Fest, durch einen Werbegag ersetzt hat? Und das nicht nur in Person: Hat man nicht gleichzeitig auch die Werte der heiligen Weihnacht eingetauscht? Wo früher Stille, Frieden, Andacht und Anbetung standen - steht da nicht jetzt der Konsum? Das Event, die Party? Ist Weihnachten nicht einfach nur zu einem Vehikel für die Befriedigung des Mammon geworden? Ja: Des Mammon! Besser kann man die Weihanchtsindustrie hinter dem Zugpferd des Werbegags "Weihnachtsmann" schon gar nicht mehr charakterisieren. Was das bedeutet, meine Lieben, das wißt Ihr selbst - denn Jesus lehrte uns: Man kann nicht beiden Herren gleichzeitig dienen: Gott und dem Mammon. Wir aber dienen nichts anderem - und die Wirtschaft verläßt sich voll und ganz auf die Konsumspitze in der alljährlichen Weihnachtszeit.

Aber es geht nicht nur darum, daß wir Menschen der modernen westlichen Wirtschaftsnationen Gott gegen eine Witzfigur ausgetauscht haben - es geht auch um die menschliche Entwicklung unserer Gesellschaft, die sich immer mehr dem Mammon verschrieben hat. Es ist meines Erachtens kein Zufall, liebe Büder und Schwestern, daß die Weihnachtszeit, entgegen aller äußerlichen Präsentationen, menschlich eine sehr konfliktbeladene Zeit ist. Die Menschen - ja, die ganze Gesellschaft  (ich spreche jetzt natürlich nur für unserern Kulturkreis) - sind zutiefst von einer Zerrissenheit durchdrungen. Denn da gibt es noch diese Erinnerung in unserer Volksseele: An die heilige, stille Weihnacht im Kreise der Lieben - aber der Kreis der Lieben: Was ist aus ihm geworden, der früher für die allermeisten Menschen unseres Kultrkreises selbstverständlich war?

Wie oft hört man denn von der Tortur, die Viele freiwillig ertragen, und sich anschließend doch darüber beschweren, wie sehr alle darauf bedacht gewesen sind, die Familienzusammenkunft am heiligen Abend nicht in Streit und Zwist ausarten zu lassen. Gute Mine zum bösen Spiel, heißt es oft - es wäre ja immerhin Weihnachten, und da "müsse man halt durch" - inklusive allem erforderlichen Aufwand, der nicht selten in den vielzitierten Weihnachtsstress ausartet: Geschenke kaufen, auf Weihnachtsfeiern und -märkte gehen, die Einkäufe für die Feiertage erledigen, mitunter auch die ein oder andere Weihnachts-Ferienreise organisieren, die Besuche an den Feiertagen planen, und, und, und...aber Stress und Weihnachten: Alleine diese Mischung muß einen als Christ doch alarmieren! Da stimmt doch was nicht! Wo ist den Jesus Christus und das Evangelium in diesem Chaos geblieben?

Es mutet mir befremdlich an, wenn an diesen wenigen Tagen der heiligen Weihnacht die Menschen plötzlich, wie von Geisterhand gewissermaßen, auf Werte verweisen, die sie das ganze Jahr über mit Füßen treten. Aber bei einem Verweisen auf diese Werte wie "Frieden" und "Nächstenliebe", bleibt es meist - es löst sich nach diesen paar Tagen wieder in Wohlgefallen auf. Gott und Christus suchen wir aber auch hier vergeblich. Ebenso, wie bei vielen Menschen Weihnachten zu einem Selbstbeweihräucherungsfest entartet ist - hier geht es nur darum, sich in Scheinheiligkeit zu baden, und sich von seinen Mitmenschen in Form von Essenseinladungen, aufgesetzter Freundlichkeit und (hoffentlich) exklusiven Geschenken immer wieder bestätigen zu lassen. Das moderne Weihnachten als Hochfest der Egoisten - und als provozierende Präsentation einer Wohlstandsgesellschaft: Zahlreiche und hochwertige Weihnachtsgeschenke gelten ebenso Status-Symbole wie aufwändig geschmückte Weihnachtsbäume und ein Weihnachts-Spitzenmenü.

Aber auch das Gegenteil können wir beobachten: Menschen in unserer Mitte, die Schlimmes erdulden mußten, seelisch kaputt sind, verarmt, verzweifelt - diese Menschen müssen tagtäglich in der Weihnachtszeit ertragen, daß sie an dem bunten Rausch der Weihnachten nicht teilnehmen können, ausgegrenzt sind, und daß an wenige unter ihnen bestenfalls von karitativen Einrichtung gedacht wird. Und jene, die zwar die Mittel hätten, sich am Rausch zu beteiligen, aber schlicht und ergreifend einsam sind? Die erkannt haben, daß das alles nicht wirklich zählt - das alles nur Heuchelei ist? Die, die unglücklich sind mit ihrer persönlichen Situation, und dann dieses grelle, bunte, eventgeladene Weihnachten auf Gedeih und Verderb ertragen müssen, weil es uns überall, auf der Straße und in den Medien, sprichwörtlich "um die Ohren gehauen" wird? Ja - es gibt diese Menschen: Die keine Geschenke brauchen, sondern Liebe, Zuwendung und Nähe.

Denn das, meine lieben Schwestern und Brüder, steht sehr viel näher am eigentlichen Fest der heiligen Weihnachten - die Liebe zu Gott und unseren Mitmenschen, Die Liebe, die Gott uns erwiesen hat, als er seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn Jesus, am Kreuz dahingab, um uns zu erlösen. An Weihnachten, meine Lieben, müssen wir wieder mehr an das Evangelium denken - nicht an Geschenke, Prunk und Hoffahrt. Besinnen wir uns andächtig an die Geburt unseres Herrn Jesus zu Bethlehem und an seine Botschaft der Liebe. Und Liebe bedeutet nicht, unseren Mitmenschen etwas vorzumachen - zu echter Liebe gehört auch die Ehrlichkeit. Unterschätzt niemals die Ehrlichkeit, meine Lieben! Man erweist jemanden nicht seine Liebe, in dem man ihm sagt, was er hören will, sondern in dem wir ehrlich sind. Wo Liebe ist, ist kein Raum für Lügen - oder vornehm ausgedrückt: Heuchelei. Und Liebe muß auch nicht mit teuren Geschenken bewiesen werden - denn Liebe kann man nicht in materiellen Werten ausdrücken.

Weihnachten ist das Fest die Liebe und das Fest unseres Herrn: Wer sich der Barmherzigkeit des allmächtigen Vaters bewußt wird, und dem ungeheuren Opfer, das Jesus Christus auf sich nahm, um uns zu erlösen, muß der nicht mit Demut und Bescheidenheit erfüllt werden? Muß der nicht Abscheu und Ekel empfinden angesichts diesen Wahns, der wie ein irrwitzger Tanz um das goldene Kalb anmutet? Nur, daß das Kalb der Weihnachtsmann ist - und das man eher dem Mammon als Gott gedenkt?

Ich weiß, liebe Brüder und Schwestern, es gibt unter Euch noch viele, die Weihnachten im aufrechten Glauben und in lauterer Gesinnung feiern - aber das, was ich oben beschrieben habe ist leider die Realität für die große Masse der Bevölkerung. Bitten wir Gott durch unseren Herrn Jesus um Vergebung für diese Fehlgeleiteten, denn sie wissen nicht, was sie tun.

Der Friede sei mit Euch,
Amen.



Montag, 14. November 2016

Odium et horror

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

die stärksten Waffen im Arsenal des Satans sind der Hass und die Angst. In all ihren Schattierungen und Ablegern ziehen sie uns auf die "dunkle Seite der Macht", wie es in der Star-Wars-Saga so oft ausgedrückt wird. Sie untergraben unsere Fähigkeit zu lieben und zu vergeben - sie verblenden unsere Sinne und verwandeln die Welt in ein Zerrbild ihrer selbst.

Keine Sünde, die nicht auf den Säulen der Angst ruht, und keine Gewalt, die nicht auf den Säulen des Hasses ruht. Noch die kleinste Sünde: Entspringt sie nicht etwa der Angst, weniger zu haben als der andere? Oder Unrecht zu erfahren? Oder benachteiligt zu sein? Oder etwas zu verpassen? Das alles sind Ängste! Unsere Ursünde, die wir in uns tragen, die auch Adam und Eva bereits in sich trugen, als die Schlange Eva verführte: War das nicht auch eine unterschwellige Angst? Natürlich war sie das! Die Angst, etwas vorenthalten zu bekommen! Und das führte zur Sünde.

Und wo die Angst erst Fuß gefasst hat - weil man sie nicht wahrhaben will - wo sie schleichend zu einem festen Bestandteil unseres Lebens wird - das ist der Hass nicht weit. Und wenn es nur der Hass auf sich selbst ist. Aber was heißt hier "nur"? Ist nicht der Hass gegen sich selbst die schlimmste Form des Hasses? Führt nicht genau dieser Hass als erste Stufe auch zum Hass auf andere?

Wer soll seine Mitmenschen lieben können, wenn er sich selbst nicht liebt? Wer soll seinen Menschen ein Beispiel sein, wenn er sich selbst, offensichtlich für andere, zerstört? Denn da ist nichts, was nicht zerstörerisch ist, wenn es von Satan stammt! Wer sich selbst hasst, auch wenn er es nicht merkt, der ist sein eigenes Opfer - er wird sich selbst verzehren in seiner Suche nach Erlösung, die er aber doch nicht finden kann, da er von seinem Hass geblendet ist. Und wenn seine Suche lange genug erfolglos war, dann wird er nach Schuldigen suchen - nach denen, von denen er glaubt, daß sie schuld an seinem Hass sind - und er will sie dafür bestrafen; denn der Hass ist der Vater der Rache. Wer sich selbst hasst, der geht nicht durch das Leben, sondern er taumelt hindurch, gleichsam einem Betrunkenen - er wankt zwischen den Extremen und erliegt allen Versuchungen, die ihm Linderung versprechen. 

Und mit der Angst ist es nicht anders. Wer von Angst erfüllt ist - muß der nicht zugrunde gehen, wie eine Pflanze ohne Wasser? Denn seine Angst isoliert ihn von seiner Umwelt. Seine Angst beherrscht ihn - er wird kleinlich, verzagt und panisch. Wer seinen Ängsten erliegt, dessen Leben verwandelt sich eine Vorabversion der Hölle - erfüllt von Qualen, die ihn zu verschlingen drohen und sein Innerstes aufffressen. Auch er wird, gleichsam einem Betrunkenen, nur noch mühsam durch seine Existenz taumeln, sich ungeprüft an alles klammern, was ihm Heilung verspricht. Und doch sind seine Augen blind und sein Geist schwach.

Angst und Hass sind wie schwere Bleiswesten, die sich um Herz, Geist und Verstand schlingen. Sie ersticken uns geradezu, bis wir soweit sind, daß unsere Existenz uns nurmehr als Qual und Fluch erscheint. Alles Leben verliert seine Farbe - alle Liebe verliert ihren Glanz. Das Leben verliert seinen Sinn. Und wenn wir erst soweit sind, dann ist Satan der große Sieger. Beladen mit unseren Ängsten und unserem Hass sendet er uns aus in die Welt, diese Angst und diesen Hass zu verbreiten. Denn Angst und Hass sind ansteckend wie Krankheiten. Wer sich mit einer Atmosphäre von Angst und Hass umgibt, der wird ihnen erliegen.

Aber wir, liebe Brüder und Schwestern, die wie an Jesus Christus, unseren Herrn, den eingeborenen Sohn Gottes, glauben, sind durch den Heiligen Geist nicht nur gegen Ängste und Hass geimpft - nein - wir haben dadurch auch das wirksamste Medikament gegen sie in der Hand. Da ist keine Angst und kein Hass, die nicht durch die Liebe unseres Herrn Jesus kuriert werden könnten. Da ist kein Hass, der sich nicht durch die Kraft des Gebetes und der Liebe, wie sie uns Jesus Christus nicht nur gelehrt, sondern auch vorgelebt hat, auflösen läßt. Gegen den Ansturm der Angst und des Hasses, liebe Schwestern und Brüder, errichten wir das Bollwerk des Glaubens. Inmitten ihrer Finsterness, entzünden wir das Licht des Glaubens und der Liebe, denn nicht zuletzt dazu sind wir Christen.

Wer Euch seinen Hass und seine Ängste entgegenschleudert, dem wollen wir nicht zürnen, sondern der Liebe unseres Herrn anempfehlen und für ihn beten. Und wenn er uns um Beistand bitten, lasst uns diesem Bedrängten und Gequälten das Licht der Liebe und des Glaubens zeigen, damit sein verfinstertes Herzen wieder licht werde.

Wenn uns einmal Angst und Hass ergreifen, dann wollen wir sie von uns weisen. Sollen diese Dämonen von uns weichen, und dahin zurückgehen, wo sie hergekommen sind! Für uns, als Kinder Gottes durch Jesus Christus und im Heiligen Geist, ist Satan nämlich kein ebenbürtiger Gegner - erst recht nicht unser Gebieter. Erinnern wir uns in diesem Zusammenhang an die Worte der Heiligen Schrift:


"So steht nun, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit, bekleidet mit dem Brustpanzer der Gerechtigkeit und beschuht an den Füßen mit der Bereitschaft zur Verkündigung des Evangeliums des Friedens! Bei alledem ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr alle feurigen Pfeile des Bösen auslöschen könnt! Nehmt auch den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das ist Gottes Wort!" (Epheser 6, 14-17)


Der Friede sei mit Euch!

Amen.

Mittwoch, 21. September 2016

Christ in der Zeit

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

immer wieder berührt es mich, wie sehr wir Menschen doch dazu neigen, uns aus Angst vor der Zukunft in der Vergangenheit zu verbeissen. Und es das nicht auch verständlich? Ist es nicht allzu menschlich, daß wir der Vergangenheit, die wir ja bereits kennen, eher unser Herz schenken, als der Zukunft, deren Ungewissheit uns schwer auf der Seele lastet?

Wir kennen alle diese Erfahrung: Daß allzuoft Dinge sich anders entwickeln, als wir es erwartet haben. Oder daß wir bittere Enttäuschungen erlebten, als wir meinten, alles so perfekt geplant und vorbereitet zu haben, daß alles eigentlich hätte anders kommen müssen? Und aus diesen Enttäuschungen und Erfahrungen, meine Lieben, lernen wir früher oder später, daß die Zukunft eigene Wege geht - daß wir sie weder beherrschen noch vorhersehen können - und diese Unsicherheit verschreckt uns: Wir bekommen Angst vor dem Fortgang der Zeit, weil unweigerlich Veränderungen kommen. Veränderungen nicht nur zum Guten, sondern auch zum Schlechten.

Wir verschliessen uns daher der Zeit und der Veränderung, und trauern lieber dem Vergangenen nach.  Immer hängen wir Menschen an dem Bekannten, und scheuen das Unbekannte. Wie oft spürt man diese Haltung in den Gesprächen der Leute: Sie sprechen oftmals über das Gestern, über die Vergangenheit. Das Morgen hingegen scheint ein Tabu zu sein. Denn niemand kennt das morgen.

Aber können wir uns dieser Aussage als Christen anschließen? Ist es richtig für uns Christen, aus Ungewissheit über das Morgen, ängstlich im Alten, im Gestern, zu verharren? Ich sage Euch, meine Lieben, wir Christen müssen hier ganz klar sagen: Wir haben überhaupt keinen Grund, Angst vor dem Morgen zu haben. Denn der Herr, der immer mit uns ist, auch auf dem Weg in das Morgen, ist unser Hirte. Unter seinem Schutz wird niemand, der an ihn glaubt, zu Fall kommen. Soll das Morgen doch kommen! Laßt uns erhobenen Hauptes und freien Geistes, in gelassener Demut in dieses Morgen gehen, als Knechte des Herrn. Uns geschehe nach seinem Willen, und ich sage Euch: Vor nichts brauchen wir uns zu fürchten. Wir kennen nämlich nicht nur das Morgen, liebe Brüder und Schwestern, sondern auch das Übermorgen - welches unsere Heimkehr zum Vater ist.

Laßt uns unverzagt und voller Freude und Liebe unser Kreuz auf uns nehmen, auch wenn wir manchmal fürchten, daß es uns erdrücken wird - denn der Herr wird uns kein Kreuz auflegen, daß wir nicht tragen können. Er wird uns immer sicher ans Ziel bringen, auch wenn wir manchmal nicht wissen, welches der Weg dorthin ist. Er weiß es. Denn wie steht es geschrieben:
"Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt. Ist nicht das Leben wichtiger als die Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung?
Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?
Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern?
Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht.
Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen.
Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen!
Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen?
Denn um all das geht es den Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht.
Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben.
Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage."
(Matthäus 6, 25-34)
Nicht im Gestern leben, meine Lieben, und nicht immer zurückschauen - sondern heute leben. Jetzt und hier. Und voller Vertrauen und Hoffnung in das Morgen blicken - daß ist die Haltung eines Christen. Seht Lots Frau: Sie sah zurück, und wurde zur Salzsäule (siehe 1. Mose, Kapitel 19).


Wenn also andere verzagt sind, weil sie das Ziel und den Weg nicht kennen, und sich in Erinnerungen und dem Gestern verlieren, ich sage Euch, sie haben umsonst gelebt, und sind schon gestorben. Wer aber offenen Herzens, sich vom allmächtigen Vater im Himmel in das Morgen tragen läßt, der wird Heimkehren. Der wird nicht sterben und selbst zu einem Gestern werden, das irgendwann in Vergessenheit gerät - Nein: Er wird Heimkehren - Heimkehren in die Ewigkeit. Und das ist der Weg, die Stärke und die Hoffnung eines Christen, daß geschrieben steht:
"Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?"
(Johannes 11, 25-26)
 


Der Friede sei mit Euch,

Amen.

Dienstag, 19. Juli 2016

Wachet und betet!

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

in der Heiligen Schrift lesen wir:
"Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach."
(Matthäus 26, 41)
 Wir wollen uns diesen Vers einmal genauer anschauen: Es geht einerseits um das Wachen und die Versuchung, und andererseits um die Gegenüberstellung von Geist und Körper.


In der betreffenden Stelle der Bibel geht es darum, daß die Jünger entgegen dem Wunsch unseres Herrn eingeschlafen sind - und das nicht nur einmal. Der Herr ist mit seinen Jüngern in den Garten Gethsemane gegangen, und bietet sie zu warten, und mit ihm zu wachen. Dann wendet er sich um, entfernt sich ein Stück, um zu beten, und was passiert? Kaum ist der Herr davongegangen, schlafen die Jünger ein. Der Herr kam aber nach einer Zeit wieder und weckte sie. Er bat sie erneut zu warten und zu wachen. Und wieder entfernte er sich - und wieder schlafen die Jünger ein.

Meine Lieben, diese Stelle ist bermerkenswert! Denn sie erzählt uns davon, wie Jesus sich von uns wünscht mit ihm zu wachen, und wir jedoch jedesmal wieder einschlafen, wenn er nicht bei uns ist. Natürlich ist der Herr immer bei uns, aber nehmen wir ihn denn wahr? Denn letztlich sind wir es, die sich von ihm abwenden, und dann geschieht, was den Jüngern in Gethsemane geschehen ist: Wir schlafen ein - wir wachen nicht. Und deshalb kommt an dieser Stelle der nächste Teil des Satzes ins Spiel: "...betet, damit ihr nicht in Anfechtung verfallt."

Wer betet, liebe Brüder und Schwestern, der wendet sich Jesus Christus, unserem Herrn zu. Und wie in Gethsemane erweckt er uns durch seine Anwesenheit. Wir erwachen! Und wer erwacht - der ist auch wachsam. Und wer wachsam ist, kann nicht überrascht werden, kann reagieren, ist aufmerksam und läßt sich nicht überlisten. Wer aber schläft, ist wehrlos - ein leichtes Opfer. Der Herr lehrt uns, daß wir uns der Versuchung nur erwehren könnten, wenn wir wachsam sind. Wenn wir uns seiner Gegenwart versichern, kann die Versuchung uns nichts anhaben. Wenn wir uns jedoch von Jesus abwenden, dann können und werden wir der Versuchung zum Opfer fallen.

Hier weist uns der Herr auch darauf hin, warum das so ist: "Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach". Was sagt uns das? Es sagt uns, daß der Geist grundsätzlich vernünftig ist, und daß er erkennt, daß er wachen und beten soll. Das Fleisch hingegen ist schwach: Es unterliegt seinen Bedürfnissen - es kann nicht "wollen" und kann nicht "wachen und beten". Das Fleisch ist schwach - es ist dasjenige, daß der Versuchung sofort unterliegt. Übertragen wir das nun in etwas gängigere Begriffe, können wir sagen:

Der Geist ist stark, weil er erkennen kann: Nur durch den Geist können wir die Versuchung erkennen und uns ihrer bewußt erwehren. Doch das Fleisch kann das nicht: Das Fleisch ist triebhaft, es gibt sich ganz seinen Lüsten und Begierden hin. Es kennt kein "Warum" und "Wieso". Es kennt keinen Glauben, kein "Richtig" oder "Falsch". Nur der Geist ist dazu fähig, und deshalb ist er stärker, als das Fleisch. Wenn wir im Geiste von etwas überzeugt sind, dann können wir schlafen, krank sein, im Urlaub sein oder auf der Arbeit, im Stress oder sonstwie in den unterschiedlichsten Situationen - unsere Überzeugung im Geist ist konstant. Sie verändert sich nicht durch sie selbst, sondern ist beständig. Unser Körper jedoch, also das Fleisch, ist im steten Wandel: Jetzt haben wir Durst, nachher Hunger. Dann sind wir müde und wollen schlafen, dann begehren wir eine Frau oder einen Mann - der Körper ist zu jeder Zeit vollkommen veränderlich. Er ist schwach - wie ein Korken im Wasser, der durch die kleinsten Wellen bereits hin und her geworfen wird.

Aus diesen Überlegungen können wir den Satz auch anders formulieren: Der Geist muß stark sein, weil er es kann, und weil das Fleisch schwach ist, und nicht anders kann. Das will uns Jesus Christus sagen! Und er sagt uns auch, daß unser Geist nur durch ihn stark sein kann. Durch seine Gegenwart, durch unsere Hinwendung zu ihm, unseren Herrn, wird unser Geist stark, damit wir nicht den Begierden unseres Fleisches unterworfen werden.

Denn zu was führen uns die Begierden unseres Fleisches? Sie führen zu alldem, von dem Jesus gesagt hat:
"Was aber aus dem Mund herauskommt, das kommt aus dem Herzen, und das macht den Menschen unrein. Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches Zeugnis, Lästerung. Das sind die Dinge, die den Menschen unrein machen."
(Matthäus 15, 18-20)
Und so wollen wir, liebe Brüder und Schwestern, immer versuchen zu wachen und zu beten, damit der Herr uns durch seine Gegenwart stärkt, und wir nicht den zahlreichen Anfechtungen dieser Welt verfallen. Wenden wir uns nicht ab von ihm, denn sonst werden wir unvermeidlich einschlafen.

Der Friede sei mit Euch!

Montag, 11. Juli 2016

Die Frage des Pilatus

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,


in der Heiligen Schrift lesen wir von der Frage des Pilatus, was denn Wahrheit sei. Und wir lesen dort auch, daß ihm Jesus keine Antwort gab. Er schwieg. Warum schwieg Jesus? Es wird oft interpretiert, daß Jesus aus einer Art von Resignation heraus schwieg - ganz wie wir selbst oft nichts mehr antworten, weil wir keinen Sinn mehr darin erkennen.

Aber Jesus ist Gott: Kann Gott resignieren? Ich tue mir schwer mit dieser Vorstellung. Denn wann resignieren wir Menschen? Wir resignieren, wenn wir uns mit etwas abgefunden haben, das wir nicht mehr beeinflussen können: Wenn wir erkennen, daß wir machtlos sind, und an diesem Zustand nicht verzweifeln wollen. Dann "nehmen wir es hin" - wir resignieren. Aber Gott ist allmächtig - was sollte ihn in eine Situation bringen, in der er sich machtlos fühlt? Nein - ich kann mich dieser Auffassung nur schwer anschließen.

Also warum schwieg Jesus? Wenn meine Tochter mir manchmal Fragen stellt, von denen ich weiß, daß sie selbst auf die Antwort kommen kann, dann schweige ich mitunter auch: Es ist dann ein aufforderndes Schweigen. Ich verweise sie damit auf sich selbst, da mein Schweigen ihr zeigt, daß ich gar nicht zu antworten brauche, weil es keiner Antwort bedarf. Und fast immer dauer es nur ein paar Sekunden, und schon erkenne ich, daß sie sich selbst die nötige Antwort gegeben hat. In diesem Sinne kann demnach auch Schweigen eine sinnvolle Antwort sein. Hat Jesus also geschwiegen, um Pilatus zum Nachdenken zu bringen?

Vielleicht hat Jesus aber auch gescheigen, um gerade das zu vermeiden: Das Pilatus zuviel nachdenkt, und in seiner Haltung schwankt - denn wir wissen: Er hätte sehr wohl Jesus begnadigen können, wenn er gewollt hätte. In der Position hierzu war er ja. Aber dann hätte sich das Schriftwort nicht erfüllt! Dann wäre Jesus nicht am Kreuz hingerichtet worden! So gesehen hatte das Schweigen wahrscheinlich den Sinn, Pilatus nicht zu verwirren oder gar zu überzeugen. Denn aus der Schilderung der Heiligen Schrift ersehen wir, daß Pilatus keineswegs so fest von der Richtigkeit seiner Entscheidung überzeugt war, wie oft behauptet wird. Er hatte zumindest ein schlechtes Gewissen, da er sich die Hände "in Unschuld" wusch. Er verteidigte Jesus vor den Juden, auch wenn er letztlich nachgab. Und allein seine Frage "Was ist Wahrheit?", zeigt uns sein grundsätzliches Interesse - es interessierte ihn, was es mit der Person Jesus auf sich hatte! Er hätte diese Frage niemals gestellt, wenn er von seinem Handeln fest überzeugt gewesen wäre.

Und Jesus schwieg. Es war ein bewußtes Schweigen, damit die Schrift erfüllt werde. Damit Jesus Christus sein Erlösungswerk vollbringen konnte. Und man stelle sich vor: Welche Überwindung hätte es uns an Jesu' Stelle gekostet, nicht zu antworten, obwohl wir damit wahrscheinlich unser Leben hätten retten können. Denn ich kann mir regelrecht diesen Moment vorstellen, in dem Pilatus, ratlos, verwirrt, leicht überfordert von der Situation, an Jesu' Lippen hängt und verzweifelt auf eine Antwort wartet, die ihn von seiner Unsicherheit erlöst. Und dann, nach ein paar Augenblicken in denen die beiden sich wohl tief in die Augen geschaut haben mögen, die plötzliche Resignation des Pilatus - ja: Nicht Jesus hat resigniert, sondern Pilatus. Er sah ein, daß er nun alleine würde entscheiden müssen.

Und wie es weiterging, wissen wir ja - die Politik siegte. Und sie mußte auch siegen, um unserer Erlösung willen.

Und so mag es auch uns manches Mal ergehen wie Pilatus: Wir stehen in einer schwierigen Situation, in einer Krise, in der wir den Überblick verloren haben. Wo wir nach Antworten suchen, nach einem Ausweg. Und hatte wir da nicht auch das ein oder andere Mal das Gefühl, daß Jesus uns nicht antwortet? Wenn wir gebetet, und gefleht haben, in großen, wie in kleinen Dingen, und es kam nichts? Dann sollten wir an Pilatus denken: Auch er erhielt keine Antwort, und alles was dann geschah, geschah um des Willens Gottes wegen. Wenn Jesus uns also nicht antwortet, dann hat das mit Sicherheit seinen Sinn, auch wenn wir ihn nicht begreifen.

Liebe Schwestern und Brüder, seien wir also getrost, wenn wir denken, daß Gott uns "am langen Arm verhungern" zu lassen scheint. Seit versichert, dem ist nicht so! Tröstet Euch mit dem Gedanken an Pilatus - er erhielt auch keine Antwort und, ohne es zu wissen, erfüllte er gerade dadurch den Willen Gottes.

Der Friede sei mit Euch!

Dienstag, 5. Juli 2016

Christ sein ist unbequem

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

wer sich entscheidet, Christ zu sein - also Jesus Christus als seinen Herrn anzunehmen, und ihm nachfolgen zu wollen - der entscheidet sich nicht für jenes Pseudochristentum das in vielen Köpfen Einzug gehalten hat: Jenes eines "weichgespülte" Christus, wo wir uns alle lieb haben, und die Welt bunt und schön ist, und wo alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. Nein: Das ist nicht die Welt, der sich ein Christ gegenüber sieht, der sich für die Nachfolge Jesu entschieden hat, auch wenn oftmals dieses Bild von ihm entworfen wird, um die Menschen zu verführen. Und mit "verführen" meine ich auch "verführen":
"Viele falsche Propheten werden auftreten und sie werden viele irreführen."
(Matthäus 24, 11)
Denn die Wahrheit sieht anders aus - aber lassen wir unseren Herrn, Jesus Christus, selbst zu Wort kommen:
"Euch kann die Welt nicht hassen, mich aber hasst sie, weil ich bezeuge, dass ihre Taten böse sind." (Johannes 7, 7)
"Wenn die Welt euch hasst, dann wisst, dass sie mich schon vor euch gehasst hat. Wenn ihr von der Welt stammen würdet, würde die Welt euch als ihr Eigentum lieben. Aber weil ihr nicht von der Welt stammt, sondern weil ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasst euch die Welt. Denkt an das Wort, das ich euch gesagt habe: Der Sklave ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen; wenn sie an meinem Wort festgehalten haben, werden sie auch an eurem Wort festhalten. Das alles werden sie euch um meines Namens willen antun; denn sie kennen den nicht, der mich gesandt hat." (Johannes 15, 18-21)
"Ich habe ihnen dein Wort gegeben und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch ich nicht von der Welt bin." (Johannes 17, 14)
"Wundert euch nicht, meine Brüder, wenn die Welt euch hasst." (1. Johannes 3, 13)
"Dann wird man euch in große Not bringen und euch töten und ihr werdet von allen Völkern um meines Namens willen gehasst." (Matthäus 24, 9)
"Zahlreicher als die Haare auf meinem Kopf sind die, die mich grundlos hassen."
(Psalm 69, 5)
Wir sehen also: Wenn wir uns für die Nachfolge Christi entscheiden, dann wird es uns ergehen, wie auch ihm - er ist der Eckstein, den die Bauleute verworfen haben:
"Der Stein, den die Bauleute verwarfen, er ist zum Eckstein geworden."
(Psalm 118, 22)
 "Euch, die ihr glaubt, gilt diese Ehre. Für jene aber, die nicht glauben, ist dieser Stein, den die Bauleute verworfen haben, zum Eckstein geworden, zum Stein, an den man anstößt, und zum Felsen, an dem man zu Fall kommt. Sie stoßen sich an ihm, weil sie dem Wort nicht gehorchen; doch dazu sind sie bestimmt."
(1. Petrus 2, 7-8)
Wenn wir also Christus nachfolgen, seine Lehren befolgen und das Evangelium verkündigen, dann werden uns jene, die nicht glauben wollen, genau wie ihn, verachten und hassen. Wer als Christ lebt, wird immer mit der Feindschaft dieser Welt rechnen müssen. Denn es gilt für uns Gläubige, die wir uns zu Christus bekennen:
"Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird."
(Johannes 14, 17)
 "[...]Wer also ein Freund der Welt sein will, der wird zum Feind Gottes."
(Jakobus 4, 4)
"Seht, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe; seid daher klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben! Nehmt euch aber vor den Menschen in Acht! Denn sie werden euch vor die Gerichte bringen und in ihren Synagogen auspeitschen. Ihr werdet um meinetwillen vor Statthalter und Könige geführt, damit ihr vor ihnen und den Heiden Zeugnis ablegt." (Matthäus 10, 16-18)
Daher, meine liebe Schwestern und Brüder, wenn wir durch diese Welt gehen, müssen wir damit rechnen, daß man uns verspottet, erniedrigt, benachteiligt, verfolgt, mißhandelt und belächelt. Das alles geschieht auf der ganzen Welt, Tag für Tag, seit es Christen gibt. Und all diese Ungerechtigkeiten - im Kleinen wie im Großen - sie sind das Kreuz, daß wir auf uns nehmen müssen:
"Zu allen sagte er: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach." (Lukas 9, 23)
Wer als Christ durch das Leben geht, hat nicht den bequemen Weg gewählt, sondern den unbequemen - gemäß der Heiligen Schrift:
"Geht durch das enge Tor! Denn das Tor ist weit, das ins Verderben führt, und der Weg dahin ist breit und viele gehen auf ihm. Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng und der Weg dahin ist schmal und nur wenige finden ihn."
(Matthäus 7, 13-14)
Aber solange wir in Gott sind, und in Jesus Christus, brauchen wir uns nicht vor dieser Welt zu fürchten, denn es steht geschrieben:
"Wer sich nun vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich vor meinem Vater im Himmel bekennen."
(Matthäus 10, 32)
 "Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. Und wohin ich gehe - den Weg dorthin kennt ihr." (Johannes 14, 2-4)
"Wenn man euch vor Gericht stellt, macht euch keine Sorgen, wie und was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde eingegeben, was ihr sagen sollt. Nicht ihr werdet dann reden, sondern der Geist eures Vaters wird durch euch reden." (Matthäus 10, 19-20)
"Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden; wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet." (Matthäus 10, 22)
"Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle stürzen kann." (Matthäus 10, 28)
"Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.[...]" (Johannes 11, 25-26)
"Amen, amen, ich sage euch: Wer glaubt, hat das ewige Leben." (Johannes 6, 47)
"Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, (ich gebe es hin) für das Leben der Welt." (Johannes 6, 51)
Und so wollen wir Mut in Jesus Christus fassen, und uns auch weiter zu unserem Glauben bekennen, gleichgültig, ob man uns versteht oder nicht, ob man uns willkommen heißt oder verstößt: Es spielt keine Rolle, denn wir sind zwar in dieser Welt, aber nicht mehr von dieser Welt. Jesus Christus ist mit uns, und nur er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Er hat uns aus unserer Sterblichkeit erlöst, und uns einen Platz im Himmelreich bereitet - und das nicht irgendwann in unbestimmter Zukunft - nein: Heute schon haben wir Anteil daran, und wissen, wir brauchen den Tod nicht mehr zu fürchten. Wir sind  durch das Kreuzesopfer Jesu Christi Bürger des Reiches Gottes geworden, und nicht mehr länger Sklaven dieser Welt. Wir sind erlöst, wir sind frei - wie geschrieben steht:
"[...]Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger. Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch befreien."
(Johannes 8. 31-32)
"Ihr aber seid selig, denn eure Augen sehen und eure Ohren hören. Amen, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben sich danach gesehnt zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört."
(Matthäus 13, 16-17)
Der Friede sei mit Euch!


Donnerstag, 30. Juni 2016

Das Böse

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

warum läßt Gott all das Böse in der Welt zu? Das haben sich wohl schon viele gefragt, und auch für mich ist es manchmal schwer zu verstehen, wie unser liebender, gütiger und barmherziger Gott, solche Dinge geschehen lassen kann.

Zunächst wollen wir uns aber daran erinnern, daß wir nur Menschen sind. Gottes Wege zu verstehen ist uns nicht gegeben, denn sonst müßten wir ja selbst Gott sein. Und nur, weil wir etwas nicht verstehen, heißt das auch nicht, daß es nicht existiert oder nicht wahr ist. Und so ist es auch mit dem Bösen: Wir verstehen nicht, warum es existiert, wenn unser gütiger Vater im Himmel allmächtig ist, aber dennoch können wir es überall in der Welt beobachten.

Vielleicht aber ist die Frage nach dem Bösen deshalb so schwer zu beantworten, weil sie falsch gestellt wird: Wer sagt denn, daß es "Das Böse" als eigenständige Macht, als eine Art Entität, also das Böse an sich, überhaupt gibt? Viele würde jetzt vielleicht kontern mit der Behauptung, weil es auch einen Teufel gibt, und der ist eben "Das Böse". Nun, den Teufel gibt es zwar, aber dies belegt nicht eine etwaige Existenz des Bösen an sich. Denn der Teufel, also Satan, ist nichts anderes als ein gefallener Engel - und somit auch ein Geschöpf Gottes. Und von daher kann er genauso wenig "Das Böse" sein wir es sein können. Gott erschafft nichts, was böse ist, denn das wäre nicht seine Natur. Aber der Teufel kann, wie wir auch, sündigen - und er hat es auch getan, als er sich gegen Gott erhob. Und da Gott ihn daraufhin auf die Erde verbannte, war er, als "Ex-Engel", natürlich mächtiger als wir Menschen, aber eben schwächer als Gott. Somit wurde aus einem Engel des Himmels, der Fürst dieser Welt - der entsprechend seines sündigen Charakters dann ja auch Eva zum Sündenfall verführt hat. Halten wir also fest: Der Teufel ist die Reinform eines Sünders; aber er ist nicht "Das Böse".

Wenn also selbst der Teufel nichts "Das Böse" ist, was ist es dann? Es kann nur eine Antwort geben: Es existiert nicht. Es gibt nicht "Das Böse". "Das Böse" ist nur eine Art Fata-Morgana - ein Abstraktum, daß sich auflöst, sobald man versucht, es zu analysieren. Was es aber wirklich gibt, das ist die Sünde! Sie ist real. Aber auch sie ist, wie bereits gesagt, nicht "Das Böse"  -was wir als böse bezeichnen oder empfinden ist nichts anderes, als Sündhaftigkeit. Und diese Sündhaftigkeit ist ihrem Wesen nach nichts anderes, als der Mangel an Gutem. Denkt bitte genau darüber nach!

Da wir nämlich, gleichsam den Engeln, als Geschöpfe Gottes einen freien Willen besitzen, um Gott ebenso zu lieben, wie er uns liebt, können wir uns frei entscheiden, ob wir seinem Willen folgen, oder nicht. Und wenn wir uns entscheiden, seinem Willen nicht zu folgen, dann haben wir uns an dieser Stelle also nicht für das Gute entschieden. Es entsteht ein Mangel. Da wo wir hätten gut sein sollen, waren wir es nicht. Das hat mit dem Begriff "Böse" nichts zu tun. Eher würde der Begriff "Unterlassung" passen. Wer sich gegen Gottes Willen entscheidet, der unterlässt es, gut zu sein. Und damit haben wir die Sünde. Die Sünde ist die Unterlassung des Guten.

Blicken wir wieder in die Welt: Wenn ein Mensch einem anderen das Leben nimmt, hat er sich gegen den Willen Gottes entschieden. Wenn ein Mensch seinen Nächsten quält, ausbeutet oder mißachtet, entscheidet er sich gegen Gottes Willen, also Gott selbst. Und das ist die Sünde. Wir können noch einen Schritt weiter gehen und sagen: Wo die Sünde ist, weil man sich gegen Gott entschieden hat, da hat man Gott ausgeschlossen. Denn Gott mag allmächtig sein, aber er kann uns keinen freien Willen geben, wenn er uns in dem Moment, wo wir uns gegen ihn entscheiden, zwingt, wieder für ihn zu sein. Gott kennt keinen Zwang, den Zwang ist immer entgegengesetzt zur Liebe. Und Gott ist die Liebe. Somit macht es Sinn, wenn die Kirche lehrt, daß uns das Sündigen von Gott entfernt.

Bitte, liebe Brüder und Schwestern, macht Euch das ganz klar: Wenn wir sündigen, dann stellen wir uns Kraft unseres freien Willens, außerhalb von Gottes Liebe. Wir stellen uns selber ins Abseits. Wir schaffen einen Raum, in dem wir Gott keinen Platz lassen. Wenn wir also in diesem Raum agieren, dann sind wir den Konsequenzen unseres Handelns schutzlos ausgeliefert, weil Gott unseren freien Willen anerkennt - auch wenn er gegen ihn ist. Wer sich also gegen Gott versündigt, und diese Sünde nicht erkennt und bereut, daß heißt also, Gott nicht wieder einen Platz bei sich anbietet, der hat sich von Gott isoliert und kann nicht mehr mit dessen Beistand rechnen. Er hat sich in das Reich der Sünde begeben, die alles das ist, was nicht gut ist: Wo anstatt Liebe der Haß regiert, wo anstatt Wahrheit die Lüge herrscht, wo anstatt Treue der Betrug herrscht, wo anstatt Licht die Dunkelheit herrscht, und so weiter...Meine Lieben, das ist die Hölle! Wer eine Vorstellung davon bekommen will, was die Hölle ist, der stelle sich unsere Welt ohne eine einzige Tugend vor....ohne jegliches Gute: Ohne Hoffnung, ohne Liebe, ohne Licht, ohne Wahrheit, ohne Barmherzigkeit und ohne Frieden. Nur Gier, Haß, Neid, Lüge, Chaos und Gewalt...wer kann sich das ausmalen, und dann nicht wissen, was es heißt, wenn von den ewigen Höllenqualen gesprochen wird?

Im Himmel ist das Gegenteil der Fall: Dort gibt es keine Sünde. Und wenn wir vom Paradies sprechen, dann wollen wir uns unsere Welt als eine Ort vorstellen, an dem es keinerlei Sünde gibt - gemessen an dem, was ich über die Hölle geschrieben habe, muß das wahrhaft und ungaublich schön und erstrebenswert sein. Denn da, wo es keinerlei Sünde gibt - da ist Gott! Und dort wollen wir als Christen hingelangen, wenn wir von unseren Sünden gereinigt sind. Vielleicht verstehen wor jetzt auch, warum ein Mensch, der sich versündigt hat, nicht zu Gott gelangen kann: Denn Gott kann nur da sein, wo es keine Sünde gibt - den er ist der pure Widerspruch zur Sünde. Das exakte, vollkommene Gegenteil!

Wollen wir also abschließend festhalten:
  1. "Das Böse" gibt es nicht, es gibt nur die Sünde, also die Entscheidung gegen Gott
  2. "Der Teufel" ist nicht böse, sondern die Urform, die Reinform eines Sünders
  3. Die Sünde ist ein freiwilliges Abwenden von Gott, und ein hinwenden zum Teufel
  4. Wo Gott nicht mehr ist, also die reine Sünde herrscht, dort ist die Hölle
  5. Dort wo Gott ist, und keinerlei Sünde mehr existiert, da ist der Himmel
Daraus ersehen wir nun, warum in unserer Welt soviel vermeintlich "böses" passiert: Es ist die Sündhaftigkeit des Menschen, die sich immer wieder gegen Gott entscheiden, und dem Teufel einen Spielraum gewähren. Aber wir Menschen entscheiden uns ja nicht immer gegen Gott, und so ergibt sich ein Wechselspiel zwischen dem Guten und der Sünde. Und was die Macht des Teufels angeht - von der sich Satanisten ja soviel versprechen - so existiert sie nur dort, wo man Gott durch die Sünde ausschließt. Wo immer man aber Gott zuläßt, ist der Teufel abgemeldet.

Wundern wir uns also nicht darüber, daß es soviel Ungerechtigkeit in der Welt gibt - denn in uns allen steckt der Keim der Sünde. Und wann immer wir uns gegen die Sünde entscheiden, da geben wir Gott einen Raum in unserem Leben. Und wenn wir unsere Sünden aufrichtig bereuen, dann schenkt uns der allmächtige Vater die Vergebung: Denn Jesus Christus, Gott selbst, hat unsere Sünden durch sein Opfer bereits "bezahlt" - er hat den Teufel entmachtet, weil wir uns nun stets aus der Sünde heraus wieder zu Gott hinwenden können. Und daher ist es entscheidend, daß wir an Jesus Christus glauben - ohne diesen Glauben, leugnen wir sein Opfer - lehnen wir diesen einmaligen Liebesakt unseres Gottes ab, schließen uns von jeglicher möglichen Gemeinschaft mit ihm aus, und werden letztlich immer tiefer in unseren Sünden gefangen - dort, wo Gott nicht ist, da ist nur noch die Sünde, da ist der Teufel.

Liebe Brüder und Schwestern, denken wir stets daran, daß wir uns mit allem was wir tun, hin und wieder gegen Gott versündigen, und uns somit ein Stück von ihm abwenden. Beten wir dafür, daß wir diese Sünden erkennen mögen, und daß wir uns dann reue- und vertrauensvoll an den liebenden allmächtigen Vater wenden. Möge er uns unsere Verfehlungen vergeben und uns durch den Heiligen Geist die Kraft und Einsicht lehren, unsere Sündhaftigkeit in den Griff zu kriegen. Laßt uns das Wort Gottes in der Heiligen Schrift eine Lehre sein, die Sünde abzuwehren, sie zu erkennen, und durch Jesus Christus, unseren Herrn, zu überwinden.

Der Friede sei mit Euch!

Freitag, 3. Juni 2016

Das Herz Jesu

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

am heutigen Tage wollen wir einen Blick auf folgende Zeilen der Heiligen Schrift lenken und ein wenig darüber nachsinnen:
"Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, dass er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht; sondern einer der Soldaten stieß mit dem Speer in seine Seite, und sogleich kam Blut und Wasser heraus." (Johannes 19, 33-34)
Es ist eine überaus bildhafte Darstellung eines großen Mysteriums: Das Herz Jesu. Oft kann man das Herz unseres Herrn sehen, eingebettet in die Symbole geistlicher Orden, in christlichen Dokumenten und Bildern. Aber für was steht es und was soll es symbolisieren?

Zunächst einmal handelt es sich hier natürlich nicht um das Herz als Organ im biologischen Sinne. Es steht vielmehr für die Gesamtheit unseres Wesens, unserer Persönlichkeit. Das Herz symbolisiert das Zentrum all unserer Gefühle, Gedanken, Stimmungen, Stärken und Schwächen. Alles, was uns als Menschen ausmacht und charakterisiert, können wir uns als unser Herz vorstellen. Und so steht auch das Herz unseres Herrn Jesus Christus für sein ganzes Wesen als Mensch und Gott, für alles, was er uns lehrte vom Vater, für alle Werke, Wunder und Zeichen, die er tat, und nicht zuletzt für seine unendliche, göttliche Liebe.

Und dieses Herz Jesu wurde nach seinem Tode am Kreuz von der Lanze eines römischen Soldaten durchbohrt. Die Weltliche Macht, also menschliche Willkür, Machtgier und Politik, führte dazu, daß ein einfacher Soldat mit einem Speer (Pilum) Gott tötet. Sicher, Jesus starb nach der Heiligen Schrift bereits kurz vorher, aber dieser Zusatz, gleichsam einer Wiederholung, verstärkt die unglaubliche Dramatik und Bedeutung dieses Augenblickes, in dem die Welt über Gott zu triumphieren schien! Sie unterstreicht nicht nur den Tod, das Opfer, des leidenden Menschen und Gottes Jesus, sondern verweist auch auf die bevorstehende Auferstehung Jesu, und damit der kommenden Ereignisse an Pfingsten.

Denn was aus dem durchbohrten Herzen strömt, ist Wasser und Blut: Ebenfalls zwei starke Symbole: Das Wasser symbolisisert den weltlichen Tod und die Wiedergeburt im Heiligen Geist, und somit das ewige Leben - gemäß der Heiligen Schrift:
"Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen." (Johannes 3,5)
Und das Blut: Es steht für das Opfer Jesu, welches zur Vergebung unserer Sünden vergossen wird. Es unterstreicht den qualvollen Opfertod unseres Herrn, aber weist auch auf den Wein in der Eucharistie (Brot und Wein), die er eingesetzt hat.

Das Symbol des Herzens Jesu Christi verbindet gleichsam den unschuldigen Opfertod unseres Herrn mit der göttlichen Tat der Versöhnung mit Gott und dem Sieg über den Tod in der Auferstehung. Das Herz Jesu ist gewissermaßen das bildhafte Zentrum des Neuen Testaments. Es verkörpert in einem einzigen Bild den Kern unseres christlichen Glaubens - es steht für die Vergebung der Sünden, Aufopferung, Liebe, Barmherzigkeit, Ewiges Leben, Gnade, Unschuld und Treue. Es ist die bildhafte Offenbarung Gottes, des allmächtigen und liebenden Vaters.

Liebe Schwestern und Brüder, wenn wir also das Symbol des Herzens Jesu erblicken, dann laßt uns innehalten. Ehrfürchtig und voller Liebe wollen wir dann an das Opfer unseres Herrn denken, und an das, was er uns an Gnaden geschenkt hat. Hierzu finden wir im Katechismus der katholischen Kirche (KKK):
"Die Gnade ist eine Teilhabe am Leben Gottes; sie führt uns in das Innerste des dreifaltigen Lebens: Durch die Taufe hat der Christ Anteil an der Gnade Christi, der das Haupt seines Leibes ist. Als ein „Adoptivsohn" darf er nun in Vereinigung mit dem eingeborenen Sohn Gott „Vater" nennen. Er empfängt das Leben des Geistes, der ihm die Liebe einhaucht und der die Kirche aufbaut." (KKK, 1997)
"Die Gnade Christi besteht darin, daß uns Gott ungeschuldet sein Leben schenkt. Er gießt es durch den Heiligen Geist in unsere Seele ein, um sie von der Sünde zu heilen und sie zu heiligen. Das ist die heiligmachende oder vergöttlichende Gnade, die wir in der Taufe erhalten haben. Sie ist in uns der Ursprung des „Heiligungswerkes" [Vgl. Joh 4,14; 7, 38-39]." (KKK, 1999)
Aber das Herz steht auch für die Leiden und Qualen unseres Herrn: Er litt für all unsere Sünden und Verfehlungen. Wenn wir das Herz Jesu betrachten, dann muß uns neben der Ehrfurcht und Liebe auch Demütigkeit, Wehmut und Dankbarkeit erfüllen, daß er diese Qualen selbstlos auf sich genommen hat. Weil wir böse sind und Sünder, hat sich Jesus, der die Unschuld in Person war, einem qualvollen Tod hingegeben. Und diese Qualen halten uns den bitteren Spiegel der Wahrheit vor Augen: Daß wir nämlich Sünder sind. Das wir durch uns allein nichts vermögen und dem Tode geweiht sind, und nur(!) dadurch gerettet sind, weil Gott sich, in seiner Liebe zu uns, seiner Schöpfung, selbst einem qualvollen Opfertod überantwortet hat.




Friede sei mit Euch!

Donnerstag, 2. Juni 2016

Ein Fleisch

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,


in der Heiligen Schrift heißt es:
"Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden sein ein Fleisch." (1. Mose 2, 24)
Unverkennbar geht es hier um das Verhältnis von Mann und Frau. Als "Ein Fleisch" sind sie geschaffen - was bedeutet das? Es liest sich so leicht, und doch steckt darin eine tiefe Wahrheit. Denn wenn wir die Worte "ein Fleisch" lesen, dann wissen wir, daß es dort um eine Einheit geht. Es wird nicht von zwei Seiten oder diversen Teilen gesprochen, die sich irgendwie zueinander verhalten - nein - sondern von einem Ganzen - einer Ganzheit. Das ist wichtig zu verstehen, denn hier finden wir das Geheimnis und die Grundvoraussetzung einer erfüllenden Beziehung. Der Ausdruck "ein Fleisch" steht immer für eine Ganzheit - für etwas Untrennbares. Für alles, das nicht mehr vollständig ist, wenn ein Teil des Ganzen fehlt. Und so können wir uns die Beziehung, als Synonym für "ein Fleisch", als etwas Größeres vorstellen, an dem wir Anteil haben, und in das wir uns einbringen.

Die Beziehung steht somit immer über uns: Sie ist größer als wir selbst. Wenn Mann und Frau erkennen, daß sie sich gegenseitig ergänzen, und durch ihr Für- und Miteinander dieses Größere erschaffen, nämlich die von Liebe und Hingabe erfüllte Beziehung, kann und wird der gemeinsame Lebensweg gelingen. Die Liebe und die Hingabe sind hierbei ganz besonders wichtige Begriffe, und untrennbar miteinander verbunden: Denn eine Liebe, die sich nicht hingibt, oder eine Hingabe, die nicht liebt, ist weder tragfähig noch wahrhaftig. Und so können wir ableiten, das die einfachen Worte "ein Fleisch" nicht nur für die Beziehung von Mann und Frau steht, sondern auch für die Liebe und Hingabe, welche die Beziehung tragen. "Ein Fleisch": Die Ganzheit von Mann und Frau in gegenseitiger Liebe und Hingabe.


Und nun werfen wir einen kurzen Blick in die Realität: Erkennen wir dort in dem, was sich Beziehung nennt, auch diese Ganzheit? Die Liebe und Hingabe von Mann und Frau als "ein Fleisch"? Ich kann diese Frage leider nicht mit einem "Ja" beantworten. Ich beobachte stattdessen Beziehungen, bei denen es sich lediglich um Zweckgemeinschaften handelt, welche als Werkzeug der kompromisslosen eigenen Erfüllung betrachtet werden. Die Liebe ist zum Synonym für Verlangen und Gier geworden - sie hat die Hingabe verloren. Sie ist zum Synonym der Lüge geworden, denn sie hat ihre Wahrhaftigkeit verloren. Wie wollen wir uns also Wundern, wenn Beziehungen nicht mehr gelingen? Wenn Ehen zerbrechen, wenn die Sexualität ausufert? Wenn Soziale Normen verschwinden und der Mammon den Menschen versklavt? Denn die Menschen wollen sich nicht mehr hingeben - sie wollen nicht mehr wahrhaftig sein - sie wollen sich nicht mehr einbringen in etwas Größerem, wie beispielsweise einer Ehe, die den Namen auch verdient: Sie wollen nur noch konsumieren - sich nehmen, wonach ihnen gelüstet. Sie wollen nichts wissen von Hingabe und all den Dingen, die dieses Wort beinhaltet. Sie wollen sich lieber "selbstverwirklichen". Der Mensch als Kreisel, dessen Achse sein Ego ist. Menschen, die inmitten ihrer Mitmenschen einsam sind, und sich nur um sich selbst drehen. Und so zerbrechen Beziehungen sofort, sobald Werte wie Verantwortung, Opferbereitschaft, Zurückhaltung  oder Kompromissbereitschaft von den täglichen Herausforderungen des Lebens eingefordert werden.

Und deswegen, liebe Brüder und Schwestern, wenn wir das Gefühl haben, mit unserer eigenen Beziehung liegt etwas im Argen, laßt uns der Worte "ein Fleisch" der Heiligen Schrift gedenken:

"Ein Fleisch": Fragen wir uns, ob auch wir in unserer Liebe zum Partner die Hingabe vernachlässigt haben - oder ob wir unsere Beziehung für die rücksichtslose Erfüllung unserer egoistischen Wünsche mißbraucht haben.

"Ein Fleisch": Was unserem Partner passiert, passiert auch uns - und was uns geschieht, das geschieht auch dem Partner. Denken wir daran, wenn wir uns dabei ertappen, mit dem Finger auf den anderen zu deuten. Sorgen wir dafür, daß unsere Hingabe nicht verblasst, und daß wir unseren Stolz zügeln und Fehler verzeihen können.

"Ein Fleisch": Besinnen wir uns darauf, daß kein Mann der Frau, und keine Frau dem Mann untergeordnet ist, sondern daß wir in einer Beziehung als Ganzes zusammengehören. Mann und Frau gehen gemeinsam durch das Leben, stellen sich gemeinsem den Herausforderungen und heiligen gemeinsam ihre Liebe durch gegenseitige Hingabe.


Auch wenn ein Freund oder Verwandter sich über Beziehungsprobleme beklagt, weist ihn auf Gottes Worte hin und sprecht mit ihm darüber - erinnert ihn daran, daß in einer Beziehung Mann und Frau "ein Fleisch" sind und daß wir uns nicht verführen lassen dürfen von dem, was uns im Alltag der sündigen Welt begegnet. Eine Beziehung voller Liebe und Hingabe ist ein wunderbares, heiliges Geschenk des allmächtigen Vaters.

Der Friede sei mit Euch!

Mittwoch, 1. Juni 2016

Wort für Wort

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

wie oft lese ich Artikel oder Forumsdiskussionen, in denen die Heilige Schrift als Werkzeug einer brutalen Rabulistik oder Polemik herhalten muß - es ist Beschämend.

Immer wieder bedienen sich die verschiedensten Akteure den Zitaten der Heiligen Schrift, um ihre Ansichten zu untermauern. Es erstaunt mich immer wieder, mit welcher Energie und Akribie die Bibel nach Textstellen durchwühlt wird, welche dann, je nach angedachtem Verwendungszweck, wörtlich oder sinngemäß ausgelegt werden, oder aber speziell aus den verschiedenen Übersetzungen entnommen werden, damit der Wortlaut passt.

Was hier im Grunde genommen passiert, ist ein gröblicher Mißbrauch der Heiligen Schrift zu eigennützigen Zwecken. Es geht gar nicht darum, den Inhalt der Bibel als solchen anzunehmen und zu interpretieren, wie es einem der Heilige Geist eingibt, sondern man nimmt seine eigene Meinung zum Maßstab, und biegt sich den vermeintlichen Inhalt der Heiligen Schrift zurecht.

Bitte denkt darüber nach, liebe Schwestern und Brüder! Wenn ihr mit Bibelzitaten in einen Diskurs einsteigt - geht es Euch tatsächlich um ein wahres Verständnis der Heiligen Schrift, oder wollt Ihr mit der Bibel Eure persönliche Meinung durchzusetzen?

Ich persönlich würde mich schämen, den Anspruch zu erheben, als einziger erkannt zu haben, was irgendeine Textstelle der Bibel final zu bedeuten hat. Und noch mehr würde ich mich schämen, wenn ich das betreffende Zitat  dazu benutzen würde, meine Mitbrüder und -schwestern zu diskreditieren!

Natürlich hat jeder einen bestimmten Eindruck dessen, was die Heilige Schrift für ihn aussagt - das ist für jeden individuell und nicht allgemeinverbindlich. Eine Passage beispielsweise, von hundert Personen gelesen, hat zwar einen festen Grundinhalt, aber einhundert persönliche Perspektiven mit entsprechend erweiterter Aussage. Der Heilige Geist sorgt nämlich dafür, daß die Botschaft der Heiligen Schrift immer so vestanden wird, wie es für den Einzelnen am sinnvollsten ist! Und über diese individuellen Eindrücke kann man durchaus diskutieren - das ist nicht nur spannend, sondern für alle Beteiligten ein Gewinn, weil man den eigenen Erkenntnishorizont erweitern kann, und andere Aspekte kennenlernt.

Nichts anderes haben schon die Kirchenväter vor 2000 Jahren getan, als sich darüber auszutauschen, wie gewisse Dinge aufzufassen seien. Aus diesem Bemühen heraus hat sich ja auch das römisch-katholische Lehramt abgeleitet, daß über Jahrhunderte hinweg seine Inhalte konsolidierte. Hunderte von geistlichen Größen aller Herren Länder haben hier ihren Beitrag geleistet, Diskurse geführt, auf Synoden, auf Konzilien, sich zusammengesetzt und sich geeinigt, um zu verstehen, was die Heilige Schrift einem jeden von uns sagen möchte. Und nicht nur das: Man hat sich auch mit der Frage beschäftigt, wie man die Heilige Schrift lesen sollte - Stichpunkt "Mehrfacher Schriftsinn" (Vierfacher Schriftsinn).

Nun stelle ich aber fest, daß es unzählige Menschen gibt, die sich Christen nennen, und die Bibel lesen wie ein profanes Buch, nach Belieben Zitate aus dem Kontext reissen, und die Inhalte des kirchlichen Lehramtes ablehnen, weil sie der Überzeugung sind, als erste die "echte und einzige Wahrheit" erkannt zu haben. Das ist ein Grundübel vieler charismatischen und freikirchlichen Gruppen, daß jede von ihnen der Überzeugung ist, daß Gott gerade sie dazu ausersehen hat, als einzigste die "Wahrheit" der Heiligen Schrift zu erkennen, und daraus den Anspruch ableiten, eine eigene Kirche oder Gruppe gründen zu müssen. An dieser Stelle muß ich einfach so ehrlich sein, und mein Befremden über alle christlichen Gruppierungen zum Ausdruck bringen, welche Gott auf ein Buch und dessen gedruckte Buchstaben reduzieren wollen!

Liebe Brüder und Schwestern, machen wir uns nichts vor: Entgegen aller böswilligen Behauptungen ist und bleibt die heilige katholische Kirche die älteste, erfahrenste, erste und einzigste Kirche unseres Herrn, da sie von ihm gegründet wurde. Seit zweitausend Jahren lebt diese Kirche, und entwickelt sich kontinuierlich weiter - auch im Verständnis der Heiligen Schrift (z.B. mittels der Lectio Divina).

Verwenden wir also die Bibel nicht als Instrument weltlicher Geltungssucht, Rechthaberei, Machtgier oder Besserwisserei, sondern mit Respekt und heiliger Ehrfurcht. Sie ist das Wort Gottes. Lesen wir sie oft und mit Bedacht, stellen wir ihren Texte immer auch die zweitausendjährige "Lebenserfahrung" unserer Kirche zur Seite, und beten wir um das richtige Verständnis durch den Heiligen Geist. Sprechen und disputieren wir in brüderlicher Liebe über ihre Inhalte, aber mißbrauchen wir sie nicht. Denn das wäre nahezu eine Sünde und Lästerung des Heiligen Geistes, aus dem immer die Liebe Gottes spricht, nie aber menschliche Zwietracht.

Friede sei mit Euch!



Dienstag, 24. Mai 2016

Über die Sünde

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

wie Ihr sicherlich wißt, sind wir alle letztlich Sünder...die einen mehr, die anderen weniger. Aber niemand ist nunmal ohne Sünde. Aber müssen wir deswegen mit gesenktem Haupt und Blick niedergeschlagen durch das Leben trotten? Müssen wir uns schämen? Sind wir "schlechtere" Menschen?

Ich sage Euch, wir sind es nicht! Und wir brauchen uns auch nicht zu schämen! Wir müssen den Blick nicht senken! Aber wir müssen unsere Sünden erkennen! Das ist der springende Punkt: Wir müssen unsere Sünden erkennen. Und wir müssen uns bewußt machen, daß wir durch unsere Sünden nicht nur anderen Menschen oder der Schöpfung schaden - nein, wir wenden uns dadurch auch direkt gegen Gott! Wir reissen durch unsere Sünden immer wieder einen Teil der Brücke, die Jesus Christus durch sein Kreuzesopfer errichtet hat, um die Kluft der Sünde zwischen Gott und uns zu überbrücken, ein.

Wir alle begehen tagtäglich kleine oder größere Sünden - wenn beispielsweise in den Geboten steht, „Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen" (Exodus 20,16), und wir bedienen uns auch nur der kleinsten und nebensächlichsten Lüge - dann haben wir das Gebot bereits mißachtet. Und jeder von uns weiß, daß wir hin und wieder lügen - manchmal sogar ganz automatisch. Für die anderen Gebote gilt dies ebenso. Und allerspätestens die Ausführungen Jesu (Matthäus 5,17-48) entlarven uns endgültig als Sünder. Denn Gott sieht in die Herzen  - auch wenn Ihr Eure Sünden vor Euch selber rechtfertigt, verschleiert oder verdrängt: Vor Gott liegen sie offen.

Bleiben wir beim dem Bild der Brücke: Sie überspannt den Abgrund, den der Sündenfall zwischen Gott und uns aufgetan hat, und erlaubt es uns, zu ihm zu kommen. Und immer wieder beschädigen wir diese Brücke durch unsere Verfehlungen - und das so lange, bis wir sie kaum noch beschreiten können - bis wir keinen Weg zu Gott mehr haben. Das klingt dramatisch? Das ist es auch! Wir entfernen uns von Gott, wenn wir sündigen; wir errichten eine Mauer zwischen ihm und uns, wir wenden unser Angesicht ab von ihm....man kann es letztlich ausdrücken, wie man will: Entscheidend ist, daß der Mensch, daß wir, diese innere Tendenz haben, uns von Gott zu trennen. Das ist die Ursünde, die in uns ist. Sie ist der Abgrund zwischen dem allmächtigen Vater und uns. Und hätte sich Jesus Christus nicht für unsere Sünden geopfert, sie also gewissermaßen bei Gott für uns schon "beglichen" - wir wären verdammt. Ja, sprechen wir es nur aus: Wir wären verdammt durch unsere Sündhaftigkeit, wenn Jesus Christus sein Leben nicht für uns hingegeben hätte.

Wir Menschen sind nun einmal Sünder! Wir tun immer wieder Böses, weil wir den weltlichen Dingen mehr zuneigen als den geistlichen! Aber Jesus Christus ist für uns gestorben, er hat uns erlöst! Er hat uns durch sein Opfer gewissermaßen genug Baumaterial bereitgestellt, daß wir alle Schäden an der Brücke zu Gott wieder ausbessern können - egal wie groß sie sind, oder wie oft wir sie absichtlich oder unabsichtlich wieder aufreissen. Das ist die frohe Botschaft, von der wir Christen immer wieder sprechen müssen! Denn Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erden, liebt uns - er möchte uns zu sich nehmen, wenn wir unseren irdischen Lauf beendet haben. Und das geht nur über jene metaphorische Brücke, die Jesus Christus für uns geschlagen hat. 

Aber diese Brücke stabil, offen und begehbar zu machen, bedarf es neben unserem Glauben und Willen auch der Mitarbeit. Und die besteht darin, unsere Sündern zu erkennen, sie zu bereuen, sie vor Gott zu bekennen, und ihn um Vergebung zu bitten. Wie aber geht das? Jesus Christus hat uns durch die Taufe zu Mitgliedern seiner Kirche berufen, und für uns die Sakramente eingesetzt: Eines davon ist die Beichte - hier vergibt uns Gott unsere Sünden, die wir vor ihn bringen. Und dann gibt es die Eucharistie -  durch sie vereinen wir uns mit Jesus Christus, und erhalten die Stärke, die wir brauchen, um uns immer wieder gegen die Versuchungen der Sünde zu wehren.

Deshalb, liebe Brüder und Schwestern, laßt uns akzeptieren, daß wir Sünder sind - denn wir wissen, daß uns unsere Sünden vergeben werden. Aber das soll natürlich kein Aufruf zu Hochmut und fröhlichem Weitersündigen sein - sondern ein Aufruf zur Bekehrung! Wir sollen stets bestrebt sein, nicht zu sündigen, und uns an Gottes Gebote zu halten - dazu gibt es keine Alternative. Aber Gott weiß auch, daß wir es nicht immer schaffen, seine Gebote einhundertprozentig zu halten - selbst die Heiligen konnten das nicht. Daher vergibt er uns, wenn wir aufrichtigen Herzens unsere Verfehlungen erkennen, bereuen und ihn um Vergebung bitten.

Deswegen, liebe Brüder und Schwestern, laßt uns nicht zerknirscht, kleinmütig und verzweifelt werden, wenn wir uns verfehlen, denn der Herr vergibt uns, wenn wir uns ihm anvertrauen.

Lasset uns beten:

Herr, ich bitte Dich,
erfülle mich mit Deinem Geist.
Lass' mich meiner Sünden gewahr werden,

und hilf mir, mich selbst zu erkennen.
Sieh' auf das Elend Deines Knechtes in
Deiner Barmherzigkeit und Güte.
Herr, bitte vergib mir meine Verfehlungen,
wie auch ich vergeben will all jenen,
die sich an mir verfehlt haben.

Darum bitte ich Dich durch unseren Herrn,
Jesus Christus, und im Heiligen Geist,

AMEN.

Der Friede sei mit Euch!




Montag, 23. Mai 2016

Beten wirkt!

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

heute möchte ich mit Euch über das Beten sprechen. Genauer gesagt: Das Beten als Christ. Ich möchte die Frage beleuchten, warum das christliche Gebet in meinen Augen so besonders ist, und was mich beim Gebet bewegt. Ich will damit versuchen, eine persönliche Antwort auf die Frage zu geben, warum, wofür und wie man als Christ beten kann.

Zunächst einmal ist das Gebet schlicht und ergreifend ein Gespräch mit Gott. Und in dieser Feststellung liegt auch schon das erste wichtige Merkmal des christlichen Gebetes: Wenn ich bete, habe ich die Gewißheit, daß Gott bei mir ist, daß er mich hört, und ich niemals vergebens bete - daß heißt, ich kann sicher sein, daß Gott immer auf meine Anliegen reagiert.  Und ich spreche zu Gott in der Gewißheit, daß er mich nicht nur hört, sondern auch antwortet.

Natürlich antwortet Gott nicht immer so, wie ich mir das so vorstelle: Denn allein er entscheidet, wie er reagiert - ob er zu mir spricht, oder ob er gewisse Dinge in Gang setzt, die sich vielleicht gleich, am nächstens Tag oder erst in Jahren auswirken. Nein, man kann nie sagen, wie Gott im konkreten Fall reagiert, aber eines ist sicher: Er tut es, und es wird immer zu meinem Besten sein. Diese Gewißheit ist es, die mich im Gebet trägt, und die das Gebet so fruchtbar macht.

Denn Beten bewirkt neben seiner eigentlichen Funktion "mit Gott reden" auch noch mehr: Denn wenn ich mit Gott spreche, schenkt mir Gott mitunter auch vieles, worum ich gar nicht direkt gebeten habe, er aber offensichtlich der Meinung ist, es wäre nötig. Das kann Erkenntnis, Inspiration oder Friede und Entspannung sein - Gott wird immer das Richtige tun. Wenn ich also bete, rede ich nicht nur, sondern ich höre auch zu: Ich versuche immer ganz offen zu sein, für das, was Gott mir vielleicht mitzuteilen hat. Die Bibel lehrt uns ja, daß Gott weiß, wessen wir bedürfen, noch bevor wir den Mund aufgemacht haben:
"[...]Euer Vater weiß, was ihr bedürfet, ehe ihr ihn bittet." (Matthäus 6,8)
Um jedoch keinen falschen Eindruck zu erwecken: Gott entscheidet allein und souverän über das, was er uns schenkt oder angedeihen läßt: Er ist der liebende, aber auch sorgende und verantwortungsvolle Vater, der sich all unsere Wünsche und Nöte geduldig anhört, aber letztlich selbst darüber entscheidet, wie, und ob er darauf eingeht.

So sehr auch das Gebet bisher nach einer "kuscheligen" Angelegenheit klingt: Ich muß mir immer wieder bewußt machen, mit wem ich da eigentlich in Kontakt trete: Es ist der Schöpfer höchstselbst!
Unser Vater im Himmel ist derjenige, der das ganze Universum geschaffen hat  - ich spreche mit einem so unendlich höheren und mächtigeren Wesen, als ich es bin, daß eine tiefe Ehrfurcht das allermindeste ist, was ich ihm entgegenbringen sollte und will! Und dazu gehört auch, daß ich erkennen muß, daß ich nur ein kleiner sündiger Mensch bin. Ja: Sündig. Wie wir es alle sind - aber das ist ein eigenes Thema.

Wenn ich bete, dann habe ich immer im Hinterkopf, daß ich mich beinahe täglich gegen mindestens eines der Gebote des Herrn verfehle - sicher: Es mögen für uns Menschen manchmal nur Kleinigkeiten sein, und oft bemerken wir sie nicht einmal recht, aber dennoch haben wir ein Gebot des Herrn nicht geachtet. Eine kleine Unachtsamkeit hier und da reicht schon aus, und wir haben uns verfehlt. Ich könnte an dieser Stelle vielleicht sagen: "Macht nix, Jesus Christus hat mich aus der Sünde erlöst, weil er für mich gestorben ist, und von daher gibt es da keinen Streß..." - Aber ich glaube, das wäre eine Anwandlung von Überheblichkeit und Selbstgerechtigkeit, so zu denken. Nein: Ich will mir meiner Sündhaftigkeit bewußt sein, und ganz offen den Vater im Gebet um Vergebung bitten - allein schon aufgrund meiner Ehrfurcht vor ihm, und vor dem Opfer seines Sohnes, unseres Herrn, Jesus Christus.

Ein weiterer Aspekt des Betens ist die innere Bereitschaft, Gottes Antwort anzunehmen - denn sie kann nicht einfach nur anders oder unerwartet ausfallen, sondern auch sehr hart und konkret. Denn Gott kennt die Zusammenhänge der Welt natürlich sehr viel besser als wir, und wenn er uns helfen will, dann bedarf es mitunter Maßnahmen, die uns unter Umständen zunächst widersinnig erscheinen. Wenn ich beispielsweise für einen besseren Arbeitsplatz bete (ja, auch mit solch "profanen" Dingen darf man zu Gott kommen), dann kann ein Teil von Gottes Hilfe auch sein, daß wir zunächst unseren momentanen Arbeitsplatz verlieren, und eine schwierige Zwischenzeit überbrücken müssen, um dann zum eigentlich Ziel zu kommen. Ja, Gott wird uns niemals etwas Schlechtes bereiten - nur erkennen wir es oft nicht. Daher will ich bei meinen Gebeten absichtlich Geduldig sein - auch wenn es mir  manchmal sehr schwer fällt. Ich will gar keine sofortige und konkrete Hilfe erwarten - wie bei meinem Gärtner, der einen Samen in die Erde setzt, in der Gewißheit, das die Pflanze zwar nicht sofort aus dem Boden schießt, es aber letztlich, nach einer gewissen Zeit, doch tun wird.

Beten will ich aber nicht nur, um Gott jedesmal um etwas zu bitten - ich bete manchmal auch ganz ohne konkreten Zweck. Dann Danke ich Gott einfach dafür, daß er für mich da ist, und mache mich ganz frei und leer in Gedanken - getreu dem Vers aus der Bibel (1. Samuel 3, 8): "Rede Herr, denn Dein Knecht hört." Dann geht es mir wie jener Erzählung von dem Pfarrer von Ars, in dessen Gemeinde ein Gläubiger, bezüglich seiner zeitlich ausgedehnten Anbetung vom Pfarrer befragt wird, erwidert: "Ich schaue den guten Gott an und der gute Gott schaut mich an."

Beim Gebet halte ich mir immer vor Augen, daß ich nur deshalb zum allmächtigen Vater beten kann, weil Jesus Christus es mir möglich gemacht hat: Nur durch sein Kreuzesopfer wurde eine Tür für alle Menschen dieser Welt zu Gott geöffnet, da sie vorher durch unsere Sünden verschlossen war. Jesus Christus hat uns allen durch den neuen Bund die Gotteskindschaft geschenkt! Daher gedenke ich im Gebet stets seines Opfers, seiner Erlösungstat und seiner Worte:
"Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan." (Matthäus 7,7-8)

Und ich denke an den Heiligen Geist - Durch ihn wirkt Gott in der Welt, mit Hilfe seiner Kraft kann ich glauben und Gottes Gegenwart wahrnehmen. Wenn ich bete, dann ist es der Heilige Geist, der mein Gebet für Gott vernehmbar macht - und umgekehrt. Der Heilige Geist - um ihn kann ich Gott bitten, daß er mich erfüllen möge, um mir beispielsweise Erkenntnis oder Inspiration zu schenken: Wenn ich eine Bibelstelle lese, und sie nicht deuten kann, dann bete ich um den Heiligen Geist - und meistens dauert es auch nicht lange und die "widerspenstigen" Verse erschließen sich mir wie von selbst. Oder wenn ich einen Text verfassen möchte, und mir kommen nicht die richtigen Worte in den Sinn: Der Heilige Geist schenkt mir die nötige Inspiration. Egal, um was es geht: Ob Kraft oder Heilung, Entscheidungsschwierigkeiten, Trauerarbeit und vieles mehr - der Heilige Geist, als wirkmächtige Kraft Gottes in dieser Welt, steht mir bei und um ihn kann ich immer bitten, wenn ich mich geschwächt oder unsicher fühle.

Zum Gebet gehört auch die Besinnung: Wenn ich bete und das Gefühl habe, daß Gott mir im Geist geantwortet hat, dann muß ich stets bemüht sein, die "Geister zu unterscheiden" (gemäß Ignatius von Loyola). Hat wirklich Gott zu mir gesprochen, oder habe ich mir selber was zusammengereimt? Das kann sehr schwierig sein, und nicht selten wird man mehr seiner eigenen Einbildungskraft erliegen, anstatt wirklich Gottes "Stimme" gehört zu haben. Dieses Nachsinnen über die Geister kann zu einer regelrechten Meditation werden - wobei ich das Wort nicht besonders mag. Kontemplation ist besser.

Was die Gebetspraxis angeht, habe ich keine feste Regeln: Im Gegensatz zu Gottesdiensten, wo das Beten ja seitens der Liturgie festgelegt ist, ist man im alltäglichen Leben vollkommen frei. Grundsätzliche versuche ich, den ganzen Tag im Gebet zu bleiben. Ununterbrochen geht das allerdings nicht, da die Ablenkungen viel zu zahlreich oder intensiv sind. Jedoch immer, wenn ich für ein paar Augenblicke zur Besinnung komme, bete ich: Beispielsweise auf dem Weg von der Arbeit nach Hause oder beim Einkaufen in der Warteschlange an der Kasse. Selbst abends beim Bier in der Kneipe richte ich mitunter ein Gebet an den Herrn.

Je nach Situation bete ich in einer Kombination aus "offiziellen" Gebeten und eigenen: Wenn ich wenig Zeit habe, rezitiere ich oft ein Ehre sei dem Vater, das Jesus-Gebet oder Ave Maria. Habe ich mehr Zeit, beginne ich einen Rosenkranz, und bete ihn Stück für Stück im Laufe des Tages durch. Ich entscheide nach Gefühl, und oft bete ich auch in freier Prosa zu Gott.

Fast immer bewirkt das Beten eine sofortige Verwandlung: Ich werde ruhig, die Gedanken werden klar, ich habe das Gefühl, als würde meine Seele tief durchatmen. Und je nach Situation, beschenkt mich Gott durch den Heiligen Geist mit dem, wessen ich bedarf: Neue Kraft, Hoffnung, Zuversicht, Ruhe, Erkenntnis....Gott weiß, was mich bewegt, und wenn ich bete, erhört er mich. Ich weiß, ich bin mit Gott, und Gott ist allezeit mit mir durch Jesus Christus, unseren Herrn.

Liebe Brüder und Schwestern, das Gebet ist unsere ganz persönliche Beziehung zu Gott, und als Christen tun wir gut daran, sie entsprechend zu pflegen. Wie heißt es in der Bibel so schön:
"Betet ohne Unterlass!" (Thessalonicher 5,17).

Der Herr segne Euch, und möge der Friede mit Euch sein!

Freitag, 20. Mai 2016

Schubladen und Kategorien

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

aus gegebenem Anlass möchte ich unseren Blick auf ein Phänomen lenken, über welches ich mir bereits vor einiger Zeit ein paar Gedanken gemacht habe: Das Schubladendenken. Im Folgenden nun meine niedergeschriebenen Betrachtungen zu diesem Thema, die, wie bereits erwähnt, schon ein wenig in die Tage gekommen sind, aber nichts an Aktualität eingebüßt haben:

Schwarz und Weiß

Einer der Grundzüge des menschlichen Wesens ist es, alle Dinge in vereinfachte Kategorien einsortieren zu wollen. Das klassische „Schubladendenken“ ist etwas, daß unserer Denkunlust zu Gute kommt, da es die Wahrnehmung unserer Umwelt vereinfacht. Es geht sehr viel schneller und ist wesentlich unkomplizierter, seine Mitmenschen in drei oder vier Kategorien einzuteilen, anstatt jeden Einzelnen als Individuum ausdifferenzieren und beurteilen zu wollen. Das fatale an dieser Angewohnheit ist, daß sie zu einer verzerrten Wahrnehmung der Realität führt. Unbewußt beginnt man, die Welt gewissermaßen „binär“ zu empfinden: Entweder ein Ding, ein Mensch, eine Sache, usw., ist so oder so: Gut oder böse, nützlich oder lästig, schwarz oder weiß. Und wie es bei Kategorien von Dingen so ist, assoziieren wir mit den konkreten Begriffen auch Gefühle wie Abneigung, Zuneigung, Respekt, Verachtung, Toleranz und ähnliches. Dadurch nehmen wir das Ding an sich nicht nur verzerrt und vereinfacht wahr, sondern wir reagieren auch entsprechend unpassend darauf. Das Denken in sauber voneinander getrennten, also untereinander exklusiven, Kategorien bedeutet zwangsweise auch, sich dem Reichtum der göttlichen Schöpfung zu verschließen, der ja gerade darin besteht, daß jedes Ding ganz individuell und besonders ist, wenn man seine Details und Unterschiede bewußt in den Blick nimmt.
Je stärker man in Kategorien denkt, desto verzerrter wird also unsere Wahrnehmung. Wenn wir beispielsweise einen Menschen ausschließlich nach vereinfachten Kategorien beurteilen, ohne die Nuancen seiner Persönlicheit zu beachten, dann berauben wir diesen Menschen tragischerweise seines Charakters und dementsprechend auch, und das ist ebenso tragisch wie schlimm, seiner Würde - wir degradieren ihn zu einem Objekt, das in unseren Augen ausschließlich jene Kategorien besitzt, die wir ihm zugestehen wollen. Hinzu kommt die bereits erwähnte Angewohnheit, die Oder-Beziehung von Kategorien als etwas Exklusives zu betrachten: Entweder man hat die eine Eigenschaft, oder aber die andere. Eines schließt das andere konsequent aus. Das inklusive Denken wirkt nämlich unsympathisch auf uns – die Vorstellung von verschiedenen, auch gegensätzlichen Kategorien, die gleichzeitig in verschiedensten Verhältnissen zueinander präsent sind, ist komplex und verlangt Denkarbeit. Der Mensch, oder das Ding, ist dann nämlich nicht mehr einfach, sondern etwas ganz Spezielles und verlangt von uns Aufmerksamkeit, Beachtung, Interpretation und differenzierte Beurteilung. Unsere Reaktionen sind nun nicht mehr in einer simplen, statischen Abhängigkeit zu gegebenen Kategorien, sondern müssen sorgsam gewählt und angemessen sein. Im zwischenmenschlichen Bereich kennzeichnet gerade dieser Denkaufwand die akzeptierte und wahrgenommene Würde des anderen, und den Respekt, mit dem auch wir von anderen wahrgenommen werden wollen.

Liebe Brüder und Schwestern, laßt uns also im täglichen Leben stets darauf achten, nicht zu sehr auf Kategorien und starren Beurteilungen zu bestehen, sondern erweisen wir unseren Mitmenschen, unserer Umwelt, ja, der göttlichen Schöpfung überhaupt, den gebührenden Respekt, indem wir zulassen, alles seiner Art gemäß zu betrachten. Keine zwei Dinge in dieser Welt sind wirklich gleich, und in jeder Sache steckt eine eigene Besonderheit, die uns bereichern kann.

Friede sei mit Euch!

Die Krux der Theologie

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

viele unserer Mitmenschen wissen nicht besonders viel über den katholischen Glauben. Selbst viele Kirchengänger verfügen nur über ein sehr oberflächliches Verständnis der Lehre unserer Mutter Kirche und der Inhalte der Heiligen Schrift. Woher kommt das?

Vielleicht hat es etwas damit zu tun, daß die Inhalte unseres Glaubens nicht genug in der breiten Öffentlichkeit vermittelt werden: Der Religionsunterricht an den Schulen ist vollkommen mangelhaft in der Vermittlung von Glaubensinhalten, und die Mainstream-Medien thematisieren den Glauben bestenfalls, um ihn zu diskreditieren. Wer den Glauben kennenlernen möchte, der ist auf sich selbst angewiesen - muß sich Literatur besorgen, sich selbst in das Thema einarbeiten oder im Internet recherchieren. Erschwerend kommt hinzu, daß der postmoderne Mensch in gewisser Weise passiv geworden ist: Er ist es gewohnt, daß alles an ihn herangetragen wird. Er ist zu bequem geworden, selbst auf die Suche zu gehen. Und wenn er es dann tut, irrt er sich oftmals aufgrund seiner Unbeholfenheit.

Und wenn man dann eingestiegen ist, in das Thema Theologie und Kirche, und sich gerade beginnt im Thema zurechtzufinden, stolpert man über die größte Hürde der postmodernen Theologie: Sie ist nicht alltagstauglich. Sie hat sich zu weit von der gesellschaftlichen und sozialen Entwicklung entfernt - Sie spricht eine Sprache, welche die Menschen auf der Straße nicht sprechen. Wer nicht bereits ein gerüttelt Maß an Vorkenntnissen in  Philosophie, Sprache, Literatur und Geschichte mitbringt, der wird oft resignieren müssen, sobald es "an das Eingemachte" geht.

Es gibt viele Beispiele von Theologen, die, und an dieser Stelle möchte ich das unterstreichen, dankenswerter Weise ihr Wissen vor allem im Internet reichlich mit uns teilen, und doch: Theologie birgt stets die Gefahr in sich, vom "einfachen Mann" nicht verstanden zu werden. Wohlgemerkt: Das ist kein Vorwurf - weder an die Theologen noch an den einfachen Mann! Wer Theologie studiert hat, und sich dann auch nur in entsprechenden Kreisen aufhält, der merkt nun einmal nicht mehr, daß er in Begrifflichkeiten, Worten und Bildern spricht, die für den "durchschnittlichen Bildungsbürger" sehr abstrakt und schwer nachzuvollziehen sind. Hier muß was getan werden!

Viele Theologen haben das natürlich ebenfalls erkannt, und versuchen volksnäher zu sprechen und den Glauben zu vermitteln - manchen gelingt das gut, anderen weniger. Nicht jedem ist es gegeben, ein sehr abstraktes Thema von solcher gedanklichen Tiefe wie die Thologie, mit einfachen Worten dem Mann auf der Straße nähre zu bringen. Man sieht das sehr anschaulich in den Mainstream-Medien: Es gibt beispielsweise Talkshows, in denen ein katholischer Geistlicher durchaus kompentent und angemessen seine Ansichten vertritt, aber meistens "katastrophal theologisch" formuliert. Man spürt regelrecht die peinliche Nichtsahnung der Moderatoren und Kontrahenten (sofern sie nicht selber Theologen sind), und muß sich nicht wundern, wenn auf die betreffenden Ausführung weder zielführend, noch überhaupt eingegangen wird.

Wer das Volk erreichen möchte, muß wie das Volk sprechen. Theologische Fachdiskurse wirken eher abschreckend auf Viele, anstatt ihr Interesse zu wecken. Der kleine Mann auf der Straße möchte verstehen, warum unser Glaube so großartig ist, und was er ihm bringen kann - und nicht hunderte von Büchern, Bildungsangebote und Wikipedia-Artikel wälzen müssen. Daher ist natürlich mit einem tieferen Verständnis des Katholizismus in der breiten Öffentlichkeit kaum zu rechnen. Der Atheismus hat es da bedeutend einfacher: Es gibt keinen Gott, keine Sünde, und alles was zählt, bist Du. Das ist einfach - das versteht auch noch der einfachste Mann.

Der Katholizismus muß wieder näher an das Volk rücken - Predigten, Vorträge von Geistlichen, theologische Literatur und all das: Es muß mehr die Sprache des Volkes gesprochen werden - dann würden mit großer Sicherheit auch wieder mehr Menschen den Weg zu unserer Mutter Kirche finden.

Friede sei mit Euch!

Donnerstag, 19. Mai 2016

Katholiken gegen Katholiken

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

mit großer Bestürzung beobachte ich jene, die sich dafür berufen halten, bessere Katholiken zu sein, als der Papst oder andere Bischöfe. Durch ihr unheiliges Treiben richten sie immensen Schaden in der Kirche an. Und hier kann sich mir nur eine Frage stellen: Warum?

Da sind zum Beispiel jene, die grundsätzlich an allem herumkritisieren müssen: Sie zerlegen jeden einzelnen Satz oder Text des Papstes und der kirchlichen Autoritäten bis zur Unkenntlichkeit, um mit brutaler Rabulistik den Standpunkt argumentieren zu können, das sei Häresie! Oder es sei nicht "katholisch"! Was denn eigentlich "katholisch" ist, daß sagen sie dann allerdings auch nicht wirklich.
Aber es reicht immerhin, Schmähartikel zu veröffentlichen und sich auf dubiosen Verstaltungen für irgendwelche "Reformen" der Kirche einzusetzen. Um ehrlich zu sein, habe ich sehr oft das Gefühl, daß es hier nicht um eine geistige Erneuerung und ernstgemeinte (und durchdachte!) Reformen geht, sondern um mediale und kommunale Präsenz. Im Volksmund bezeichnet man solche Menschen passenderweise als "Wichtigtuer". Und kaum etwas sichert einem größere Aufmerksamkeit, als reisserische Polemik. Die antikirchliche Stimmung der letzten Jahre ist die ideale Bühne für solche Menschen, die zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit lautstark den Finger in die vermeintlichen Wunden der Kirche drücken.

Man lasse sich das auf der Zunge zergehen: Es gibt Brüder und Schwestern unter uns, die meinen, die katholiche Kirche sei nicht katholisch, und müsse daher reformiert werden, um wieder katholisch zu sein. Sie sind die klassischen Dauerreformer, die so lange reformieren, bis nichts mehr für irgendwas steht. Und was will man denn da alles reformieren: Ich höre/lese da immer nur diesselben geistlosen Themen: Zölibat abschaffen, Frauenpriestertum, Sakrementenspende an wiederverheiratete Geschiedene und auch die Kirchensteuer ist immer wieder mal gern genommen....immer das selbe! Hier geht es doch gar nicht um heilsame Reformen, sondern um einen radikalen Verweltlichungskurs, der die Kirche dem Zeitgeist angleichen will! Mit welchem Aufwand sich hier ausgetobt wird, ist erschreckend!

Aber auch das Gegenteil zu den "Überreformern" gibt es: Es sind jene, die es sich auf dem Thron des Egoismus gemütlich gemacht haben - ihr eigener Stolz und ihre Überheblichkeit machen sie blind gegen einer Welt, die kein schwarz und weiß kennt, sondern schlicht und ergreifend aus sich ständig im Wandel begriffenen Grautönen (sonst gäbe es auch keine Weiterentwicklung) besteht. Dieses unsägliche "und weil das schon immer so war, muß es so bleiben"..das ist doch nur die Angst, nicht mehr beachtet zu werden...nicht mehr die Nummer Eins zu sein. Ja: Hier geht es nicht um katholisches Glaubensgut, sondern um die Angst vor Veränderungen! Und es ist ja auch so einfach und bequem, immer schön weiter auf den eingetretenen Pfaden dahinzuwandeln, anstatt neue Wege zu gehen. Aber Christ zu sein bedeutet, eben nicht den bequemen Weg zu gehen! Die Kirche darf niemals anfangen, still zu stehen und zu erstarren. Aber genau das wollen viele "Hochgelehrte"...denn es kann bekanntlich nicht sein, was (nach ihrem Ermessen) nicht sein darf. Schluß damit! Seit wann ist der Heilige Geist denn ein Inbegriff für Stagnation und blinden Gesetzesgehorsam? Die Heuchler und Phärisäer sind eben diese steinernen Hochgelehrten, die im Tempel sich aufblähen gegenüber jenen, die in Demut sich nicht so wichtig nehmen, dafür aber den wahren Glauben im Herzen haben. Gerade Jesus Christus ist es, der davor warnt, das Gesetz über die Liebe zu stellen. Und Liebe bedeutet offen zu sein für die konkreten Bedürfnisse des Nächsten. Vorverurteilungen und Ausgrenzungen sind das genaue Gegenteil einer differenzierenden Nächstenliebe! Jesus Christus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben: Leben verändert sich! Leben bedeutet keinen Stillstand - keine Stgnation, kein Verharren im Gewohnten! Kaum macht der Papst aber eine entsprechende Andeutung in diese Richtung - daß man sich nämlich mit der Schöpfung Gottes weiterentwickeln muß - und schon bricht die Lamentiererei der vermeintlich konservativen Theologen los: "Es darf sich nichts ändern, denn sonst würde man ja den Glauben verraten..und überhaupt stünde das so nicht in der Bibel...und überhaupt halte ich es für falsch"...was für ein Unsinn! Aber dieser Unsinn eignet sich gut, um mediale Wellen zu erzeugen, und wieder ins Gespräch zu kommen. Diese hochgelehrten Theologen mit ihrer irrationalen Angst vor Veränderungen und ihrer Eitelkeit sind es, in denen Satan seine stärksten Waffen gegen die Kirche ins Felde führt! Divide it impera! Das wußten schon die Römer.

Und wie oft ist der Papst nichts anderes als der Sündenbock für alles, was einem unliebsam erscheint: Er würde mit seinen Zweideutigkeiten die Gläubigen verwirren. Die einzigen, die Verwirrung stiften sind jene, die genau das behaupten, und das dann noch medial breit treten! Es ist mir unbegreiflich, liebe Brüder und Schwestern, welches wahnsinnige Aufhebens beispielsweise um diese zwei Fussnoten (329 und 351) von "Amoris Laetitia" gemacht wird. Was da alles hineininterpretiert wird (selbst von Bischöfen) ist unglaublich! Ich habe den Text gelesen - mehrfach. Ich sehe nirgends einen glaubwürdigen Raum für Diskussionen derartiger Ausmaße! Und ich finde den Text auch nicht zweideutig, verworren oder schwer verständlich. Man überlege doch einfach mal mit dem gesunden, von Gott gegebenen, Menschenverstand: Der Papst erklärte lediglich in 351, daß jeder Fall wiederverheirateter Geschiedener, hinsichtlich ihrer Zulassung zur Eucharistie, individuell betrachtet werden muss, und keiner pauschalen Regelung überlassen werden sollte. Der Papst reagiert mit dieser Anmerkung ganz klar auf den realen Umstand, daß es immer Ausnahmen und besondere Umstände im Leben geben kann, in denen einfache feste Regeln nicht mehr zutreffend sind. Das hat was mit Gerechtigkeit zu tun - jemanden nämlich auszuschließen, der Reue zeigt, seine Fehler und Sünden einggesteht - diesen jemanden einfach abzugrenzen, also gewissermaßen "abzuhaken", ist mit absoluter Sicherheit nicht im Sinne Jesu Christi, und ist zudem noch ungerecht! Tag für Tag stehen wir Situationen gegenüber, die sich einer "schnellen und einfachen" Betrachtung entziehen, und erstmal richtig durchdacht und sorgsam entschieden werden müssen. Und oftmals Irren wir dann immer noch und merken es erst später - und dann soll es dem Sinne Christi entsprechen, daß die Kirche uns sagt: "Sorry, Pech gehabt"? Aber schon regen sich die Unruhegeister: Das sei Verwirrend, das sei Unklar, die Priester und Bischöfe wüßten nicht, wie man damit umzugehen hätte.
Nicht besser die Reaktionen auf 329: Was an den inhaltlich durchaus schlüssigen Ausführungen nicht zu verstehen sein soll, erschließt sich mir nicht. Auch hier hilft gesunder Menschenverstand: Der Papst hat nichts anderes getan, als der gerechten, individuellen Behandlung unterschiedlicher Lebenssituationen Raum geschaffen, die vorher (angeblich - da gibt es wiederum die schönsten Diskussionen) rigoros abgeurteilt wurden. Was daran schlecht ist, daß nun die geistlichen Hirten sehr viel sensibler und flexibler ihrer Aufgabe der Seelsorge und Betreuung ihrer Schäfchen nachkommen können - gerade das ist doch das, was immer gefordert wird: Die Kirche dürfe nicht so verstaubt, starr und reglementiert sein. Und nun, wo sich etwas tut, wird gejammert, daß einem die Haare zu Berge stehen.

Wohlgemerkt gebrauchte ich hier das Wort "behandeln" und "betrachten" - nicht "beurteilen", denn das kann ausschließlich Gott allein. Aber Gott sieht auch die Herzen. Mal angenommen, ein Priester spendet wiederverheirateten Geschiedenen das Sakrament der Eucharistie aufgrund seines guten und aufrechten Glaubens, daß es im betreffenden Falle keine absoluten Hinderungsgründe gibt, dann wird letztlich Gott über das Paar entscheiden. Gott ist immer derjenige der zuletzt urteilt - auch über die Kirche und ihre Funktionsträger. Und ein Priester, der im guten und ehrlichen Glauben handelt, sollte sich hierüber keine Gedanken machen müssen, denn wenn er aus Nächstenliebe und Barmkerzigkeit handelt - was sollte daran falsch sein? Das er etwa gegen von Menschen gemachte Gesetze verstossen hat? Genau dagegen hat Jesus doch immer gewettert: Daß von Menschen geschriebene Gesetze wichtiger genommen werden, als die Barmherzigkeit und Nächstenliebe. Aber dazu komme ich noch weiter unten. Denn Gesetze sind interpretiertbar und unterliegen immer auch menschlichen Schwächen - Liebe aber ist nicht interpretierbar. Sie kann nicht interpretiert oder ausgelegt oder umdefiniert werden. Sie ist etwas absolutes! Und deswegen steht sie immer über von Menschen interpretieren Gesetzen.

Aber zurück zum Thema: Wenn ich dieses ganze Theater über jede einzelne Veröffentlichung des Papstes als gerechtfertigt voraussetzen würde, würde das für mich entweder implizieren, daß die genannten Priester und Bischöfe so unselbstständig im Glauben sind, daß sie sich eine individuelle, angemessene Betreuung ihrer Gemeindemitglieder und ihrer jeweils speziellen Lebensumstände nicht zutrauen, oder aber, daß sie Angst davor haben, eine Entscheidung zu treffen, die sie zu verantworten haben könnten. Wenn sie also nicht die Verantwortung dafür übernehmen wollen, in gutem Glauben eine eigene Entscheidung zu treffen, und beispielsweise einem Paar wiederverheirateter Geschiedener die Teilnahme am eucharistischen Sakrament erlauben, liebe Brüder und Schwestern, wenn das tatsächlich so ist, dann ist dies ein Armutszeugnis! Dann haben diese Hirten der Gemeinde einen wesentlichen Bestandteil ihrer Berufung verloren: Nämlich das eigenverantwortliche Handeln im Glauben! Lehramt hin oder her: Der Papst hat schließlich keine "Freifahrtscheine" ausgestellt, sondern klipp und klar die Möglichkeit von Ausnahmen geschaffen, um Menschen, denen der Glaube vielleicht wesentlich ernster ist, als vielen "Vorzeigekatholiken", die Türen zu den Sakramenten und zur Kirche zu öffnen, und nicht, wie bisher, einfach verschlossen zu lassen.

Was nun die Unauflöslichkeit der Ehe betrifft, auf die sich ja immer wieder bezogen wird: Jesus hat einer Prostituierten vergeben, welche die Ehe sicherlich mehr als einmal gebrochen hat, mit der Weisung, hinfort nicht mehr zu sündigen. Und das Gebot, daß man die Ehe nicht brechen soll, steht erst an sechster Stelle, während bereits an der zweiten Stelle steht, Du sollst den Namen des Herrn nicht verunehren. Wenn ich aber erbarmungslos einem Menschen, der durch die Unwägbarkeiten und Unsicherheiten eines jeden menschlichen Lebens abgeirrt ist, und sich nun bekehren will, den Zugang zu den Sakramenten verwehre, "weil das Lehramt das nunmal so sagt", dann ist das gerade eine Verunehrung des Namens des Herrn. Dann hiesse dies nämlich, daß wir das Gesetz der Nächstenliebe nicht erfüllen, weil uns das geschriebene Wort wichtiger ist, als Gerechtigkeit und Barmherzigkeit! Ja, Jesus hat gesagt "was Gott zusammenfügt, soll der Mensch nicht trennen" - aber diese Aussage wäre nicht von Jesus, wenn damit ein erbarmungsloses, alternativloses Generalgesetz interpretiert werden würde, daß im Widerspruch zur Nächstenliebe steht. Immerhin steht hier "soll" nicht "darf".  Für mich steht diese Aussage jedenfalls eindeutig unter der Kategorie: Die Ehe ist ein heiliges Geschenk Gottes - da hat ein Mensch normalerweise nicht dran rühren. Und dennoch sollen wir unsere Nächsten nicht richten oder verurteilen, weil allein Gott dies vermag. Weiter: Die beiden wichtigsten Gebote sind immer noch die Liebe zu Gott und zum Nächsten - von Jesus selbst so gelehrt. Die stehen eindeutig noch über der Sache mit der Ehe. Die Liebe zum Nächsten beinhaltet beispielsweise auch immer die Frage nach den Ursachen einer "irregulären Situation", um nicht zu Unrecht zu verurteilen. Das blinde Ausschließen von Menschen, die in einer als solchen klassifizierten "irruglären Situation" leben, heißt, denen unter ihnen Unrecht zu tun, die ihre Verfehlung erkannt haben, diese ernsthaft bereuen und zu korrigieren versuchen.Und gerade mit seiner Aussage, daß man schon mit lüsternen Blicken die Ehe bricht, macht Jesus klar, daß es faktisch unmöglich ist, sich knallhart und 100 Prozent an die Gebote zu halten. Hier liegt ein Hinweis darauf, daß es eben immer wieder einmal zu Verfehlungen kommt, auch wenn es heißt, man soll die Ehe nicht brechen. Jesus lehrt kein Schwarz-Weiß - denn das bedeutet Polarität, Gegesätzlichkeit, Trennung und Widerspruch - sondern er lehrt den absolut unrelativierbaren Stellenwert der Liebe, auch wenn wir uns verfehlen!

Und was die sonstigen theologischen Spitzfindigkeiten betrifft, mit denen immer hin- und herargumentiert wird: Man stelle sich doch mal einen Hirten vor, der vor jeder Entscheidung, die er zum Wohle seiner Herde zu treffen hat, jahrelange Konferenzen, Mehrheitsbeschlüsse, Diskussionen und Reformen abwartet, theologische Diskurse führt, "Befehle von oben" abwartet....einem solche Hirten würde ich nicht mal ein einziges Schaf, geschweige denn eine ganze Herde, anvertrauen.
Nichts zu tun, und zu behaupten, dies oder jenes könne man nicht entscheiden, oder wäre nicht tragbar, weil es "keine klare Vorschrift gibt" - das ist das Allerletzte, was ich von einem berufenen Diener Gottes erwarte. Eine solche Haltung gehört bestenfalls ins Militär, aber keinesfalls in die lebendige Kirche! Wo ist das Vertrauen unserer Kirchenvertreter in die Wirksamkeit des Heiligen Geistes? Unsere Priester und Bischöfe sind aus- und hochgebildete Theologen und haben die Weihe empfangen - der Herr ist in ganz besonderer Weise mit ihnen, und doch sind ihnen geschriebene Regeln und Vorschriften wichtiger als die gelebte Verkündigung des Evangeliums? Nein, man will augenscheinlich alles ganz klar, eindeutig, einfach und bequem haben. Bloß keine eigene Entscheidung treffen, bloß nicht zuviel Nachdenken, damit man auch ja nichts falsch macht!

Und wenn dann doch mal eine klare Ansage aus Rom kommt, dann melden sie sich auch wieder, die Nörgler und Besserwisser. Dann heißt es, "das wäre nicht katholisch", oder "wie kann man das denn so sagen", oder "das wäre nicht tragbar"....es ist ein wirklich ein Elend. Nein, liebe Brüder und Schwestern, was hier passiert, hat nichts damit zu tun, daß man die Kirche an sich "verbessern" will, oder man sich dazu versteigt "besonders katholisch" zu sein: Man ist schlicht und einfach gierig ist nach Geltung, Macht und Einfluß. Mal ist es eine Gruppe von Bischöfen, mal sind es Pfarrgemeinderäte, Theologen, Populisten, Gemeindemitglieder oder gemischte Gruppierungen aus Medien und Verbänden, die immer wieder für Unruhe und Verwirrung sorgen. Um ihr Geltungsbedürfnis zu befriedigen, oder an Einfluß zu gewinnen, würden sie alles opfern - sogar ihre Integrität. Medien spekulieren auf Quoten und Marktanteile, mancher Bischof auf einen Kardinalsposten, und manches Pfarrgemeindemitglied auf regelmäßige Präsenz in den kommunalen Medien. Es geht den Brandstiftern in Wirklichkeit nur um sich selbst, und nicht um die Sache!

Und als wenn das noch nicht reichte, haben wir noch jene "Katholiken", die alles ganz genau wissen, die sofort die gesamte Bibel und den Katechismus zitieren können, die jeden Sonntag pünktlich zur Messe erscheinen, jeden Feiertag minuziös begehen, aber in ihrem Herzen nicht einen Funken wahren Glaubens haben, sondern nur nach Regeln und Gesetzen leben, um sich damit zu brüsten, und als bessere Menschen zu fühlen. Heuchler und Pharisäer nannte sie der Herr. Sie dienen nicht ihm, sondern sich selbst. Aber das haben wir ja weiter oben schon benannt.

Ich stelle mich mit dieser harten Kritik übrigens nicht über all diese Leute, von denen ich soeben geschrieben habe, sondern weiß, daß sie nur Menschen sind. Menschen mit menschlichen Fehlern, wie sie auch mir zu eigen sind. Ich begrüße jegliche Form der angemessenen Diskussion, der sachlichen Kritik und auch Reformen können durchaus ihre Daseinsberechtigung haben. Aber für Polemik, Rabulistik und Machtgier sollte es gerade in der Kirche keinen Raum geben. Man wird mir vielleicht vorhalten, ich würde mich mit diesem Artikel ja auch nur "aufblasen". Und es "stünde mir nicht zu" solche Kritik zu üben, da ich keine entsprechende "Kompetenz" habe. Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht will ich auch nur die Mißstände anprangern, die sich entwickelt haben, weil es unerträglich ist, wie alles zerredet und totdiskutiert wird. Es ist sehr, sehr traurig, daß unsere Kirche offensichtlich nicht nur von aussen hart angegangen wird, sondern auch von innen.

Und eines dürfen wir niemals vergessen: Die Kirche ist keine tote, bürokratische Institution, sondern sie ist die eine lebendige heilige katholische Kirche, in welcher der Heilige Geist waltet. Sie ist der Leib Christi, wächst und entwickelt sich. Sie darf niemals einfach nur stillstehen und auf überkommenen Standpunkten beharren! Die Menschen verändern sich, die Welt verändert sich, die Schöpfung verändert sich - sie ist ja immer noch in vollem Gange. Und so muß es auch die Kirche tun - im rechten Maß zur rechten Zeit. Neues sorgsam prüfen, Bewährtes bewahren, und Vergangenes loslassen. Sich im Dienst für unseren Herrn Jesus Christus und am Nächsten immer wieder fragen: Bin ich gnädig? Bin ich barmherzig? Habe ich recht gehandelt? Was würde mir der Herr jetzt wohl sagen? Diese Fragen sollten wir uns alle, die wir als Glieder den Leib Christi bilden, immer wieder aufs Neue stellen.

So laßt uns beten:

Allmächtiger Vater,

bitte erfülle die Herzen aller Gläubigen mit dem Deinem Heiligen Geist,
und heile die Wunden im kirchlichen Leib deines Sohnes, unseres Herrn.
Lasse die Glieder dieses Leibes wieder näher zusammenfinden, auf
daß der Versucher keinen Raum mehr findet, in dem er sich
verstecken kann.

Ich bitte für alle, die sich vom Weg der Berufung verirrt haben,
für alle, die den Glauben in seiner Tiefe nicht mehr spüren,
und für die verlorenen Schafe Deiner Herde,
daß sie alle mit uns im Hause des Vaters vereint werden.

Darum bitte ich Dich
durch unseren Herrn Jesus Christus
und im Heiligen Geist,

AMEN.

Der Friede sei mit Euch, liebe Brüder und Schwestern!