Matthäus 7, 21-23

Es werden nicht alle, die zu mir sagen: HERR, HERR! ins Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: HERR, HERR! haben wir nicht in deinem Namen geweissagt, haben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben, und haben wir nicht in deinem Namen viele Taten getan? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie erkannt; weichet alle von mir, ihr Übeltäter! (Matthäus 7, 21-23)

Donnerstag, 2. Juni 2016

Ein Fleisch

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,


in der Heiligen Schrift heißt es:
"Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden sein ein Fleisch." (1. Mose 2, 24)
Unverkennbar geht es hier um das Verhältnis von Mann und Frau. Als "Ein Fleisch" sind sie geschaffen - was bedeutet das? Es liest sich so leicht, und doch steckt darin eine tiefe Wahrheit. Denn wenn wir die Worte "ein Fleisch" lesen, dann wissen wir, daß es dort um eine Einheit geht. Es wird nicht von zwei Seiten oder diversen Teilen gesprochen, die sich irgendwie zueinander verhalten - nein - sondern von einem Ganzen - einer Ganzheit. Das ist wichtig zu verstehen, denn hier finden wir das Geheimnis und die Grundvoraussetzung einer erfüllenden Beziehung. Der Ausdruck "ein Fleisch" steht immer für eine Ganzheit - für etwas Untrennbares. Für alles, das nicht mehr vollständig ist, wenn ein Teil des Ganzen fehlt. Und so können wir uns die Beziehung, als Synonym für "ein Fleisch", als etwas Größeres vorstellen, an dem wir Anteil haben, und in das wir uns einbringen.

Die Beziehung steht somit immer über uns: Sie ist größer als wir selbst. Wenn Mann und Frau erkennen, daß sie sich gegenseitig ergänzen, und durch ihr Für- und Miteinander dieses Größere erschaffen, nämlich die von Liebe und Hingabe erfüllte Beziehung, kann und wird der gemeinsame Lebensweg gelingen. Die Liebe und die Hingabe sind hierbei ganz besonders wichtige Begriffe, und untrennbar miteinander verbunden: Denn eine Liebe, die sich nicht hingibt, oder eine Hingabe, die nicht liebt, ist weder tragfähig noch wahrhaftig. Und so können wir ableiten, das die einfachen Worte "ein Fleisch" nicht nur für die Beziehung von Mann und Frau steht, sondern auch für die Liebe und Hingabe, welche die Beziehung tragen. "Ein Fleisch": Die Ganzheit von Mann und Frau in gegenseitiger Liebe und Hingabe.


Und nun werfen wir einen kurzen Blick in die Realität: Erkennen wir dort in dem, was sich Beziehung nennt, auch diese Ganzheit? Die Liebe und Hingabe von Mann und Frau als "ein Fleisch"? Ich kann diese Frage leider nicht mit einem "Ja" beantworten. Ich beobachte stattdessen Beziehungen, bei denen es sich lediglich um Zweckgemeinschaften handelt, welche als Werkzeug der kompromisslosen eigenen Erfüllung betrachtet werden. Die Liebe ist zum Synonym für Verlangen und Gier geworden - sie hat die Hingabe verloren. Sie ist zum Synonym der Lüge geworden, denn sie hat ihre Wahrhaftigkeit verloren. Wie wollen wir uns also Wundern, wenn Beziehungen nicht mehr gelingen? Wenn Ehen zerbrechen, wenn die Sexualität ausufert? Wenn Soziale Normen verschwinden und der Mammon den Menschen versklavt? Denn die Menschen wollen sich nicht mehr hingeben - sie wollen nicht mehr wahrhaftig sein - sie wollen sich nicht mehr einbringen in etwas Größerem, wie beispielsweise einer Ehe, die den Namen auch verdient: Sie wollen nur noch konsumieren - sich nehmen, wonach ihnen gelüstet. Sie wollen nichts wissen von Hingabe und all den Dingen, die dieses Wort beinhaltet. Sie wollen sich lieber "selbstverwirklichen". Der Mensch als Kreisel, dessen Achse sein Ego ist. Menschen, die inmitten ihrer Mitmenschen einsam sind, und sich nur um sich selbst drehen. Und so zerbrechen Beziehungen sofort, sobald Werte wie Verantwortung, Opferbereitschaft, Zurückhaltung  oder Kompromissbereitschaft von den täglichen Herausforderungen des Lebens eingefordert werden.

Und deswegen, liebe Brüder und Schwestern, wenn wir das Gefühl haben, mit unserer eigenen Beziehung liegt etwas im Argen, laßt uns der Worte "ein Fleisch" der Heiligen Schrift gedenken:

"Ein Fleisch": Fragen wir uns, ob auch wir in unserer Liebe zum Partner die Hingabe vernachlässigt haben - oder ob wir unsere Beziehung für die rücksichtslose Erfüllung unserer egoistischen Wünsche mißbraucht haben.

"Ein Fleisch": Was unserem Partner passiert, passiert auch uns - und was uns geschieht, das geschieht auch dem Partner. Denken wir daran, wenn wir uns dabei ertappen, mit dem Finger auf den anderen zu deuten. Sorgen wir dafür, daß unsere Hingabe nicht verblasst, und daß wir unseren Stolz zügeln und Fehler verzeihen können.

"Ein Fleisch": Besinnen wir uns darauf, daß kein Mann der Frau, und keine Frau dem Mann untergeordnet ist, sondern daß wir in einer Beziehung als Ganzes zusammengehören. Mann und Frau gehen gemeinsam durch das Leben, stellen sich gemeinsem den Herausforderungen und heiligen gemeinsam ihre Liebe durch gegenseitige Hingabe.


Auch wenn ein Freund oder Verwandter sich über Beziehungsprobleme beklagt, weist ihn auf Gottes Worte hin und sprecht mit ihm darüber - erinnert ihn daran, daß in einer Beziehung Mann und Frau "ein Fleisch" sind und daß wir uns nicht verführen lassen dürfen von dem, was uns im Alltag der sündigen Welt begegnet. Eine Beziehung voller Liebe und Hingabe ist ein wunderbares, heiliges Geschenk des allmächtigen Vaters.

Der Friede sei mit Euch!

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