Matthäus 7, 21-23

Es werden nicht alle, die zu mir sagen: HERR, HERR! ins Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: HERR, HERR! haben wir nicht in deinem Namen geweissagt, haben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben, und haben wir nicht in deinem Namen viele Taten getan? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie erkannt; weichet alle von mir, ihr Übeltäter! (Matthäus 7, 21-23)

Dienstag, 19. Juli 2016

Wachet und betet!

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

in der Heiligen Schrift lesen wir:
"Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach."
(Matthäus 26, 41)
 Wir wollen uns diesen Vers einmal genauer anschauen: Es geht einerseits um das Wachen und die Versuchung, und andererseits um die Gegenüberstellung von Geist und Körper.


In der betreffenden Stelle der Bibel geht es darum, daß die Jünger entgegen dem Wunsch unseres Herrn eingeschlafen sind - und das nicht nur einmal. Der Herr ist mit seinen Jüngern in den Garten Gethsemane gegangen, und bietet sie zu warten, und mit ihm zu wachen. Dann wendet er sich um, entfernt sich ein Stück, um zu beten, und was passiert? Kaum ist der Herr davongegangen, schlafen die Jünger ein. Der Herr kam aber nach einer Zeit wieder und weckte sie. Er bat sie erneut zu warten und zu wachen. Und wieder entfernte er sich - und wieder schlafen die Jünger ein.

Meine Lieben, diese Stelle ist bermerkenswert! Denn sie erzählt uns davon, wie Jesus sich von uns wünscht mit ihm zu wachen, und wir jedoch jedesmal wieder einschlafen, wenn er nicht bei uns ist. Natürlich ist der Herr immer bei uns, aber nehmen wir ihn denn wahr? Denn letztlich sind wir es, die sich von ihm abwenden, und dann geschieht, was den Jüngern in Gethsemane geschehen ist: Wir schlafen ein - wir wachen nicht. Und deshalb kommt an dieser Stelle der nächste Teil des Satzes ins Spiel: "...betet, damit ihr nicht in Anfechtung verfallt."

Wer betet, liebe Brüder und Schwestern, der wendet sich Jesus Christus, unserem Herrn zu. Und wie in Gethsemane erweckt er uns durch seine Anwesenheit. Wir erwachen! Und wer erwacht - der ist auch wachsam. Und wer wachsam ist, kann nicht überrascht werden, kann reagieren, ist aufmerksam und läßt sich nicht überlisten. Wer aber schläft, ist wehrlos - ein leichtes Opfer. Der Herr lehrt uns, daß wir uns der Versuchung nur erwehren könnten, wenn wir wachsam sind. Wenn wir uns seiner Gegenwart versichern, kann die Versuchung uns nichts anhaben. Wenn wir uns jedoch von Jesus abwenden, dann können und werden wir der Versuchung zum Opfer fallen.

Hier weist uns der Herr auch darauf hin, warum das so ist: "Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach". Was sagt uns das? Es sagt uns, daß der Geist grundsätzlich vernünftig ist, und daß er erkennt, daß er wachen und beten soll. Das Fleisch hingegen ist schwach: Es unterliegt seinen Bedürfnissen - es kann nicht "wollen" und kann nicht "wachen und beten". Das Fleisch ist schwach - es ist dasjenige, daß der Versuchung sofort unterliegt. Übertragen wir das nun in etwas gängigere Begriffe, können wir sagen:

Der Geist ist stark, weil er erkennen kann: Nur durch den Geist können wir die Versuchung erkennen und uns ihrer bewußt erwehren. Doch das Fleisch kann das nicht: Das Fleisch ist triebhaft, es gibt sich ganz seinen Lüsten und Begierden hin. Es kennt kein "Warum" und "Wieso". Es kennt keinen Glauben, kein "Richtig" oder "Falsch". Nur der Geist ist dazu fähig, und deshalb ist er stärker, als das Fleisch. Wenn wir im Geiste von etwas überzeugt sind, dann können wir schlafen, krank sein, im Urlaub sein oder auf der Arbeit, im Stress oder sonstwie in den unterschiedlichsten Situationen - unsere Überzeugung im Geist ist konstant. Sie verändert sich nicht durch sie selbst, sondern ist beständig. Unser Körper jedoch, also das Fleisch, ist im steten Wandel: Jetzt haben wir Durst, nachher Hunger. Dann sind wir müde und wollen schlafen, dann begehren wir eine Frau oder einen Mann - der Körper ist zu jeder Zeit vollkommen veränderlich. Er ist schwach - wie ein Korken im Wasser, der durch die kleinsten Wellen bereits hin und her geworfen wird.

Aus diesen Überlegungen können wir den Satz auch anders formulieren: Der Geist muß stark sein, weil er es kann, und weil das Fleisch schwach ist, und nicht anders kann. Das will uns Jesus Christus sagen! Und er sagt uns auch, daß unser Geist nur durch ihn stark sein kann. Durch seine Gegenwart, durch unsere Hinwendung zu ihm, unseren Herrn, wird unser Geist stark, damit wir nicht den Begierden unseres Fleisches unterworfen werden.

Denn zu was führen uns die Begierden unseres Fleisches? Sie führen zu alldem, von dem Jesus gesagt hat:
"Was aber aus dem Mund herauskommt, das kommt aus dem Herzen, und das macht den Menschen unrein. Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches Zeugnis, Lästerung. Das sind die Dinge, die den Menschen unrein machen."
(Matthäus 15, 18-20)
Und so wollen wir, liebe Brüder und Schwestern, immer versuchen zu wachen und zu beten, damit der Herr uns durch seine Gegenwart stärkt, und wir nicht den zahlreichen Anfechtungen dieser Welt verfallen. Wenden wir uns nicht ab von ihm, denn sonst werden wir unvermeidlich einschlafen.

Der Friede sei mit Euch!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen