Matthäus 7, 21-23

Es werden nicht alle, die zu mir sagen: HERR, HERR! ins Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: HERR, HERR! haben wir nicht in deinem Namen geweissagt, haben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben, und haben wir nicht in deinem Namen viele Taten getan? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie erkannt; weichet alle von mir, ihr Übeltäter! (Matthäus 7, 21-23)

Donnerstag, 30. Juni 2016

Das Böse

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

warum läßt Gott all das Böse in der Welt zu? Das haben sich wohl schon viele gefragt, und auch für mich ist es manchmal schwer zu verstehen, wie unser liebender, gütiger und barmherziger Gott, solche Dinge geschehen lassen kann.

Zunächst wollen wir uns aber daran erinnern, daß wir nur Menschen sind. Gottes Wege zu verstehen ist uns nicht gegeben, denn sonst müßten wir ja selbst Gott sein. Und nur, weil wir etwas nicht verstehen, heißt das auch nicht, daß es nicht existiert oder nicht wahr ist. Und so ist es auch mit dem Bösen: Wir verstehen nicht, warum es existiert, wenn unser gütiger Vater im Himmel allmächtig ist, aber dennoch können wir es überall in der Welt beobachten.

Vielleicht aber ist die Frage nach dem Bösen deshalb so schwer zu beantworten, weil sie falsch gestellt wird: Wer sagt denn, daß es "Das Böse" als eigenständige Macht, als eine Art Entität, also das Böse an sich, überhaupt gibt? Viele würde jetzt vielleicht kontern mit der Behauptung, weil es auch einen Teufel gibt, und der ist eben "Das Böse". Nun, den Teufel gibt es zwar, aber dies belegt nicht eine etwaige Existenz des Bösen an sich. Denn der Teufel, also Satan, ist nichts anderes als ein gefallener Engel - und somit auch ein Geschöpf Gottes. Und von daher kann er genauso wenig "Das Böse" sein wir es sein können. Gott erschafft nichts, was böse ist, denn das wäre nicht seine Natur. Aber der Teufel kann, wie wir auch, sündigen - und er hat es auch getan, als er sich gegen Gott erhob. Und da Gott ihn daraufhin auf die Erde verbannte, war er, als "Ex-Engel", natürlich mächtiger als wir Menschen, aber eben schwächer als Gott. Somit wurde aus einem Engel des Himmels, der Fürst dieser Welt - der entsprechend seines sündigen Charakters dann ja auch Eva zum Sündenfall verführt hat. Halten wir also fest: Der Teufel ist die Reinform eines Sünders; aber er ist nicht "Das Böse".

Wenn also selbst der Teufel nichts "Das Böse" ist, was ist es dann? Es kann nur eine Antwort geben: Es existiert nicht. Es gibt nicht "Das Böse". "Das Böse" ist nur eine Art Fata-Morgana - ein Abstraktum, daß sich auflöst, sobald man versucht, es zu analysieren. Was es aber wirklich gibt, das ist die Sünde! Sie ist real. Aber auch sie ist, wie bereits gesagt, nicht "Das Böse"  -was wir als böse bezeichnen oder empfinden ist nichts anderes, als Sündhaftigkeit. Und diese Sündhaftigkeit ist ihrem Wesen nach nichts anderes, als der Mangel an Gutem. Denkt bitte genau darüber nach!

Da wir nämlich, gleichsam den Engeln, als Geschöpfe Gottes einen freien Willen besitzen, um Gott ebenso zu lieben, wie er uns liebt, können wir uns frei entscheiden, ob wir seinem Willen folgen, oder nicht. Und wenn wir uns entscheiden, seinem Willen nicht zu folgen, dann haben wir uns an dieser Stelle also nicht für das Gute entschieden. Es entsteht ein Mangel. Da wo wir hätten gut sein sollen, waren wir es nicht. Das hat mit dem Begriff "Böse" nichts zu tun. Eher würde der Begriff "Unterlassung" passen. Wer sich gegen Gottes Willen entscheidet, der unterlässt es, gut zu sein. Und damit haben wir die Sünde. Die Sünde ist die Unterlassung des Guten.

Blicken wir wieder in die Welt: Wenn ein Mensch einem anderen das Leben nimmt, hat er sich gegen den Willen Gottes entschieden. Wenn ein Mensch seinen Nächsten quält, ausbeutet oder mißachtet, entscheidet er sich gegen Gottes Willen, also Gott selbst. Und das ist die Sünde. Wir können noch einen Schritt weiter gehen und sagen: Wo die Sünde ist, weil man sich gegen Gott entschieden hat, da hat man Gott ausgeschlossen. Denn Gott mag allmächtig sein, aber er kann uns keinen freien Willen geben, wenn er uns in dem Moment, wo wir uns gegen ihn entscheiden, zwingt, wieder für ihn zu sein. Gott kennt keinen Zwang, den Zwang ist immer entgegengesetzt zur Liebe. Und Gott ist die Liebe. Somit macht es Sinn, wenn die Kirche lehrt, daß uns das Sündigen von Gott entfernt.

Bitte, liebe Brüder und Schwestern, macht Euch das ganz klar: Wenn wir sündigen, dann stellen wir uns Kraft unseres freien Willens, außerhalb von Gottes Liebe. Wir stellen uns selber ins Abseits. Wir schaffen einen Raum, in dem wir Gott keinen Platz lassen. Wenn wir also in diesem Raum agieren, dann sind wir den Konsequenzen unseres Handelns schutzlos ausgeliefert, weil Gott unseren freien Willen anerkennt - auch wenn er gegen ihn ist. Wer sich also gegen Gott versündigt, und diese Sünde nicht erkennt und bereut, daß heißt also, Gott nicht wieder einen Platz bei sich anbietet, der hat sich von Gott isoliert und kann nicht mehr mit dessen Beistand rechnen. Er hat sich in das Reich der Sünde begeben, die alles das ist, was nicht gut ist: Wo anstatt Liebe der Haß regiert, wo anstatt Wahrheit die Lüge herrscht, wo anstatt Treue der Betrug herrscht, wo anstatt Licht die Dunkelheit herrscht, und so weiter...Meine Lieben, das ist die Hölle! Wer eine Vorstellung davon bekommen will, was die Hölle ist, der stelle sich unsere Welt ohne eine einzige Tugend vor....ohne jegliches Gute: Ohne Hoffnung, ohne Liebe, ohne Licht, ohne Wahrheit, ohne Barmherzigkeit und ohne Frieden. Nur Gier, Haß, Neid, Lüge, Chaos und Gewalt...wer kann sich das ausmalen, und dann nicht wissen, was es heißt, wenn von den ewigen Höllenqualen gesprochen wird?

Im Himmel ist das Gegenteil der Fall: Dort gibt es keine Sünde. Und wenn wir vom Paradies sprechen, dann wollen wir uns unsere Welt als eine Ort vorstellen, an dem es keinerlei Sünde gibt - gemessen an dem, was ich über die Hölle geschrieben habe, muß das wahrhaft und ungaublich schön und erstrebenswert sein. Denn da, wo es keinerlei Sünde gibt - da ist Gott! Und dort wollen wir als Christen hingelangen, wenn wir von unseren Sünden gereinigt sind. Vielleicht verstehen wor jetzt auch, warum ein Mensch, der sich versündigt hat, nicht zu Gott gelangen kann: Denn Gott kann nur da sein, wo es keine Sünde gibt - den er ist der pure Widerspruch zur Sünde. Das exakte, vollkommene Gegenteil!

Wollen wir also abschließend festhalten:
  1. "Das Böse" gibt es nicht, es gibt nur die Sünde, also die Entscheidung gegen Gott
  2. "Der Teufel" ist nicht böse, sondern die Urform, die Reinform eines Sünders
  3. Die Sünde ist ein freiwilliges Abwenden von Gott, und ein hinwenden zum Teufel
  4. Wo Gott nicht mehr ist, also die reine Sünde herrscht, dort ist die Hölle
  5. Dort wo Gott ist, und keinerlei Sünde mehr existiert, da ist der Himmel
Daraus ersehen wir nun, warum in unserer Welt soviel vermeintlich "böses" passiert: Es ist die Sündhaftigkeit des Menschen, die sich immer wieder gegen Gott entscheiden, und dem Teufel einen Spielraum gewähren. Aber wir Menschen entscheiden uns ja nicht immer gegen Gott, und so ergibt sich ein Wechselspiel zwischen dem Guten und der Sünde. Und was die Macht des Teufels angeht - von der sich Satanisten ja soviel versprechen - so existiert sie nur dort, wo man Gott durch die Sünde ausschließt. Wo immer man aber Gott zuläßt, ist der Teufel abgemeldet.

Wundern wir uns also nicht darüber, daß es soviel Ungerechtigkeit in der Welt gibt - denn in uns allen steckt der Keim der Sünde. Und wann immer wir uns gegen die Sünde entscheiden, da geben wir Gott einen Raum in unserem Leben. Und wenn wir unsere Sünden aufrichtig bereuen, dann schenkt uns der allmächtige Vater die Vergebung: Denn Jesus Christus, Gott selbst, hat unsere Sünden durch sein Opfer bereits "bezahlt" - er hat den Teufel entmachtet, weil wir uns nun stets aus der Sünde heraus wieder zu Gott hinwenden können. Und daher ist es entscheidend, daß wir an Jesus Christus glauben - ohne diesen Glauben, leugnen wir sein Opfer - lehnen wir diesen einmaligen Liebesakt unseres Gottes ab, schließen uns von jeglicher möglichen Gemeinschaft mit ihm aus, und werden letztlich immer tiefer in unseren Sünden gefangen - dort, wo Gott nicht ist, da ist nur noch die Sünde, da ist der Teufel.

Liebe Brüder und Schwestern, denken wir stets daran, daß wir uns mit allem was wir tun, hin und wieder gegen Gott versündigen, und uns somit ein Stück von ihm abwenden. Beten wir dafür, daß wir diese Sünden erkennen mögen, und daß wir uns dann reue- und vertrauensvoll an den liebenden allmächtigen Vater wenden. Möge er uns unsere Verfehlungen vergeben und uns durch den Heiligen Geist die Kraft und Einsicht lehren, unsere Sündhaftigkeit in den Griff zu kriegen. Laßt uns das Wort Gottes in der Heiligen Schrift eine Lehre sein, die Sünde abzuwehren, sie zu erkennen, und durch Jesus Christus, unseren Herrn, zu überwinden.

Der Friede sei mit Euch!

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