Matthäus 7, 21-23

Es werden nicht alle, die zu mir sagen: HERR, HERR! ins Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: HERR, HERR! haben wir nicht in deinem Namen geweissagt, haben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben, und haben wir nicht in deinem Namen viele Taten getan? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie erkannt; weichet alle von mir, ihr Übeltäter! (Matthäus 7, 21-23)

Freitag, 20. Mai 2016

Die Krux der Theologie

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

viele unserer Mitmenschen wissen nicht besonders viel über den katholischen Glauben. Selbst viele Kirchengänger verfügen nur über ein sehr oberflächliches Verständnis der Lehre unserer Mutter Kirche und der Inhalte der Heiligen Schrift. Woher kommt das?

Vielleicht hat es etwas damit zu tun, daß die Inhalte unseres Glaubens nicht genug in der breiten Öffentlichkeit vermittelt werden: Der Religionsunterricht an den Schulen ist vollkommen mangelhaft in der Vermittlung von Glaubensinhalten, und die Mainstream-Medien thematisieren den Glauben bestenfalls, um ihn zu diskreditieren. Wer den Glauben kennenlernen möchte, der ist auf sich selbst angewiesen - muß sich Literatur besorgen, sich selbst in das Thema einarbeiten oder im Internet recherchieren. Erschwerend kommt hinzu, daß der postmoderne Mensch in gewisser Weise passiv geworden ist: Er ist es gewohnt, daß alles an ihn herangetragen wird. Er ist zu bequem geworden, selbst auf die Suche zu gehen. Und wenn er es dann tut, irrt er sich oftmals aufgrund seiner Unbeholfenheit.

Und wenn man dann eingestiegen ist, in das Thema Theologie und Kirche, und sich gerade beginnt im Thema zurechtzufinden, stolpert man über die größte Hürde der postmodernen Theologie: Sie ist nicht alltagstauglich. Sie hat sich zu weit von der gesellschaftlichen und sozialen Entwicklung entfernt - Sie spricht eine Sprache, welche die Menschen auf der Straße nicht sprechen. Wer nicht bereits ein gerüttelt Maß an Vorkenntnissen in  Philosophie, Sprache, Literatur und Geschichte mitbringt, der wird oft resignieren müssen, sobald es "an das Eingemachte" geht.

Es gibt viele Beispiele von Theologen, die, und an dieser Stelle möchte ich das unterstreichen, dankenswerter Weise ihr Wissen vor allem im Internet reichlich mit uns teilen, und doch: Theologie birgt stets die Gefahr in sich, vom "einfachen Mann" nicht verstanden zu werden. Wohlgemerkt: Das ist kein Vorwurf - weder an die Theologen noch an den einfachen Mann! Wer Theologie studiert hat, und sich dann auch nur in entsprechenden Kreisen aufhält, der merkt nun einmal nicht mehr, daß er in Begrifflichkeiten, Worten und Bildern spricht, die für den "durchschnittlichen Bildungsbürger" sehr abstrakt und schwer nachzuvollziehen sind. Hier muß was getan werden!

Viele Theologen haben das natürlich ebenfalls erkannt, und versuchen volksnäher zu sprechen und den Glauben zu vermitteln - manchen gelingt das gut, anderen weniger. Nicht jedem ist es gegeben, ein sehr abstraktes Thema von solcher gedanklichen Tiefe wie die Thologie, mit einfachen Worten dem Mann auf der Straße nähre zu bringen. Man sieht das sehr anschaulich in den Mainstream-Medien: Es gibt beispielsweise Talkshows, in denen ein katholischer Geistlicher durchaus kompentent und angemessen seine Ansichten vertritt, aber meistens "katastrophal theologisch" formuliert. Man spürt regelrecht die peinliche Nichtsahnung der Moderatoren und Kontrahenten (sofern sie nicht selber Theologen sind), und muß sich nicht wundern, wenn auf die betreffenden Ausführung weder zielführend, noch überhaupt eingegangen wird.

Wer das Volk erreichen möchte, muß wie das Volk sprechen. Theologische Fachdiskurse wirken eher abschreckend auf Viele, anstatt ihr Interesse zu wecken. Der kleine Mann auf der Straße möchte verstehen, warum unser Glaube so großartig ist, und was er ihm bringen kann - und nicht hunderte von Büchern, Bildungsangebote und Wikipedia-Artikel wälzen müssen. Daher ist natürlich mit einem tieferen Verständnis des Katholizismus in der breiten Öffentlichkeit kaum zu rechnen. Der Atheismus hat es da bedeutend einfacher: Es gibt keinen Gott, keine Sünde, und alles was zählt, bist Du. Das ist einfach - das versteht auch noch der einfachste Mann.

Der Katholizismus muß wieder näher an das Volk rücken - Predigten, Vorträge von Geistlichen, theologische Literatur und all das: Es muß mehr die Sprache des Volkes gesprochen werden - dann würden mit großer Sicherheit auch wieder mehr Menschen den Weg zu unserer Mutter Kirche finden.

Friede sei mit Euch!

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