Matthäus 7, 21-23

Es werden nicht alle, die zu mir sagen: HERR, HERR! ins Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: HERR, HERR! haben wir nicht in deinem Namen geweissagt, haben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben, und haben wir nicht in deinem Namen viele Taten getan? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie erkannt; weichet alle von mir, ihr Übeltäter! (Matthäus 7, 21-23)

Dienstag, 24. Mai 2016

Über die Sünde

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

wie Ihr sicherlich wißt, sind wir alle letztlich Sünder...die einen mehr, die anderen weniger. Aber niemand ist nunmal ohne Sünde. Aber müssen wir deswegen mit gesenktem Haupt und Blick niedergeschlagen durch das Leben trotten? Müssen wir uns schämen? Sind wir "schlechtere" Menschen?

Ich sage Euch, wir sind es nicht! Und wir brauchen uns auch nicht zu schämen! Wir müssen den Blick nicht senken! Aber wir müssen unsere Sünden erkennen! Das ist der springende Punkt: Wir müssen unsere Sünden erkennen. Und wir müssen uns bewußt machen, daß wir durch unsere Sünden nicht nur anderen Menschen oder der Schöpfung schaden - nein, wir wenden uns dadurch auch direkt gegen Gott! Wir reissen durch unsere Sünden immer wieder einen Teil der Brücke, die Jesus Christus durch sein Kreuzesopfer errichtet hat, um die Kluft der Sünde zwischen Gott und uns zu überbrücken, ein.

Wir alle begehen tagtäglich kleine oder größere Sünden - wenn beispielsweise in den Geboten steht, „Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen" (Exodus 20,16), und wir bedienen uns auch nur der kleinsten und nebensächlichsten Lüge - dann haben wir das Gebot bereits mißachtet. Und jeder von uns weiß, daß wir hin und wieder lügen - manchmal sogar ganz automatisch. Für die anderen Gebote gilt dies ebenso. Und allerspätestens die Ausführungen Jesu (Matthäus 5,17-48) entlarven uns endgültig als Sünder. Denn Gott sieht in die Herzen  - auch wenn Ihr Eure Sünden vor Euch selber rechtfertigt, verschleiert oder verdrängt: Vor Gott liegen sie offen.

Bleiben wir beim dem Bild der Brücke: Sie überspannt den Abgrund, den der Sündenfall zwischen Gott und uns aufgetan hat, und erlaubt es uns, zu ihm zu kommen. Und immer wieder beschädigen wir diese Brücke durch unsere Verfehlungen - und das so lange, bis wir sie kaum noch beschreiten können - bis wir keinen Weg zu Gott mehr haben. Das klingt dramatisch? Das ist es auch! Wir entfernen uns von Gott, wenn wir sündigen; wir errichten eine Mauer zwischen ihm und uns, wir wenden unser Angesicht ab von ihm....man kann es letztlich ausdrücken, wie man will: Entscheidend ist, daß der Mensch, daß wir, diese innere Tendenz haben, uns von Gott zu trennen. Das ist die Ursünde, die in uns ist. Sie ist der Abgrund zwischen dem allmächtigen Vater und uns. Und hätte sich Jesus Christus nicht für unsere Sünden geopfert, sie also gewissermaßen bei Gott für uns schon "beglichen" - wir wären verdammt. Ja, sprechen wir es nur aus: Wir wären verdammt durch unsere Sündhaftigkeit, wenn Jesus Christus sein Leben nicht für uns hingegeben hätte.

Wir Menschen sind nun einmal Sünder! Wir tun immer wieder Böses, weil wir den weltlichen Dingen mehr zuneigen als den geistlichen! Aber Jesus Christus ist für uns gestorben, er hat uns erlöst! Er hat uns durch sein Opfer gewissermaßen genug Baumaterial bereitgestellt, daß wir alle Schäden an der Brücke zu Gott wieder ausbessern können - egal wie groß sie sind, oder wie oft wir sie absichtlich oder unabsichtlich wieder aufreissen. Das ist die frohe Botschaft, von der wir Christen immer wieder sprechen müssen! Denn Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erden, liebt uns - er möchte uns zu sich nehmen, wenn wir unseren irdischen Lauf beendet haben. Und das geht nur über jene metaphorische Brücke, die Jesus Christus für uns geschlagen hat. 

Aber diese Brücke stabil, offen und begehbar zu machen, bedarf es neben unserem Glauben und Willen auch der Mitarbeit. Und die besteht darin, unsere Sündern zu erkennen, sie zu bereuen, sie vor Gott zu bekennen, und ihn um Vergebung zu bitten. Wie aber geht das? Jesus Christus hat uns durch die Taufe zu Mitgliedern seiner Kirche berufen, und für uns die Sakramente eingesetzt: Eines davon ist die Beichte - hier vergibt uns Gott unsere Sünden, die wir vor ihn bringen. Und dann gibt es die Eucharistie -  durch sie vereinen wir uns mit Jesus Christus, und erhalten die Stärke, die wir brauchen, um uns immer wieder gegen die Versuchungen der Sünde zu wehren.

Deshalb, liebe Brüder und Schwestern, laßt uns akzeptieren, daß wir Sünder sind - denn wir wissen, daß uns unsere Sünden vergeben werden. Aber das soll natürlich kein Aufruf zu Hochmut und fröhlichem Weitersündigen sein - sondern ein Aufruf zur Bekehrung! Wir sollen stets bestrebt sein, nicht zu sündigen, und uns an Gottes Gebote zu halten - dazu gibt es keine Alternative. Aber Gott weiß auch, daß wir es nicht immer schaffen, seine Gebote einhundertprozentig zu halten - selbst die Heiligen konnten das nicht. Daher vergibt er uns, wenn wir aufrichtigen Herzens unsere Verfehlungen erkennen, bereuen und ihn um Vergebung bitten.

Deswegen, liebe Brüder und Schwestern, laßt uns nicht zerknirscht, kleinmütig und verzweifelt werden, wenn wir uns verfehlen, denn der Herr vergibt uns, wenn wir uns ihm anvertrauen.

Lasset uns beten:

Herr, ich bitte Dich,
erfülle mich mit Deinem Geist.
Lass' mich meiner Sünden gewahr werden,

und hilf mir, mich selbst zu erkennen.
Sieh' auf das Elend Deines Knechtes in
Deiner Barmherzigkeit und Güte.
Herr, bitte vergib mir meine Verfehlungen,
wie auch ich vergeben will all jenen,
die sich an mir verfehlt haben.

Darum bitte ich Dich durch unseren Herrn,
Jesus Christus, und im Heiligen Geist,

AMEN.

Der Friede sei mit Euch!




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