Matthäus 7, 21-23

Es werden nicht alle, die zu mir sagen: HERR, HERR! ins Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: HERR, HERR! haben wir nicht in deinem Namen geweissagt, haben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben, und haben wir nicht in deinem Namen viele Taten getan? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie erkannt; weichet alle von mir, ihr Übeltäter! (Matthäus 7, 21-23)

Freitag, 3. Juni 2016

Das Herz Jesu

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

am heutigen Tage wollen wir einen Blick auf folgende Zeilen der Heiligen Schrift lenken und ein wenig darüber nachsinnen:
"Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, dass er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht; sondern einer der Soldaten stieß mit dem Speer in seine Seite, und sogleich kam Blut und Wasser heraus." (Johannes 19, 33-34)
Es ist eine überaus bildhafte Darstellung eines großen Mysteriums: Das Herz Jesu. Oft kann man das Herz unseres Herrn sehen, eingebettet in die Symbole geistlicher Orden, in christlichen Dokumenten und Bildern. Aber für was steht es und was soll es symbolisieren?

Zunächst einmal handelt es sich hier natürlich nicht um das Herz als Organ im biologischen Sinne. Es steht vielmehr für die Gesamtheit unseres Wesens, unserer Persönlichkeit. Das Herz symbolisiert das Zentrum all unserer Gefühle, Gedanken, Stimmungen, Stärken und Schwächen. Alles, was uns als Menschen ausmacht und charakterisiert, können wir uns als unser Herz vorstellen. Und so steht auch das Herz unseres Herrn Jesus Christus für sein ganzes Wesen als Mensch und Gott, für alles, was er uns lehrte vom Vater, für alle Werke, Wunder und Zeichen, die er tat, und nicht zuletzt für seine unendliche, göttliche Liebe.

Und dieses Herz Jesu wurde nach seinem Tode am Kreuz von der Lanze eines römischen Soldaten durchbohrt. Die Weltliche Macht, also menschliche Willkür, Machtgier und Politik, führte dazu, daß ein einfacher Soldat mit einem Speer (Pilum) Gott tötet. Sicher, Jesus starb nach der Heiligen Schrift bereits kurz vorher, aber dieser Zusatz, gleichsam einer Wiederholung, verstärkt die unglaubliche Dramatik und Bedeutung dieses Augenblickes, in dem die Welt über Gott zu triumphieren schien! Sie unterstreicht nicht nur den Tod, das Opfer, des leidenden Menschen und Gottes Jesus, sondern verweist auch auf die bevorstehende Auferstehung Jesu, und damit der kommenden Ereignisse an Pfingsten.

Denn was aus dem durchbohrten Herzen strömt, ist Wasser und Blut: Ebenfalls zwei starke Symbole: Das Wasser symbolisisert den weltlichen Tod und die Wiedergeburt im Heiligen Geist, und somit das ewige Leben - gemäß der Heiligen Schrift:
"Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen." (Johannes 3,5)
Und das Blut: Es steht für das Opfer Jesu, welches zur Vergebung unserer Sünden vergossen wird. Es unterstreicht den qualvollen Opfertod unseres Herrn, aber weist auch auf den Wein in der Eucharistie (Brot und Wein), die er eingesetzt hat.

Das Symbol des Herzens Jesu Christi verbindet gleichsam den unschuldigen Opfertod unseres Herrn mit der göttlichen Tat der Versöhnung mit Gott und dem Sieg über den Tod in der Auferstehung. Das Herz Jesu ist gewissermaßen das bildhafte Zentrum des Neuen Testaments. Es verkörpert in einem einzigen Bild den Kern unseres christlichen Glaubens - es steht für die Vergebung der Sünden, Aufopferung, Liebe, Barmherzigkeit, Ewiges Leben, Gnade, Unschuld und Treue. Es ist die bildhafte Offenbarung Gottes, des allmächtigen und liebenden Vaters.

Liebe Schwestern und Brüder, wenn wir also das Symbol des Herzens Jesu erblicken, dann laßt uns innehalten. Ehrfürchtig und voller Liebe wollen wir dann an das Opfer unseres Herrn denken, und an das, was er uns an Gnaden geschenkt hat. Hierzu finden wir im Katechismus der katholischen Kirche (KKK):
"Die Gnade ist eine Teilhabe am Leben Gottes; sie führt uns in das Innerste des dreifaltigen Lebens: Durch die Taufe hat der Christ Anteil an der Gnade Christi, der das Haupt seines Leibes ist. Als ein „Adoptivsohn" darf er nun in Vereinigung mit dem eingeborenen Sohn Gott „Vater" nennen. Er empfängt das Leben des Geistes, der ihm die Liebe einhaucht und der die Kirche aufbaut." (KKK, 1997)
"Die Gnade Christi besteht darin, daß uns Gott ungeschuldet sein Leben schenkt. Er gießt es durch den Heiligen Geist in unsere Seele ein, um sie von der Sünde zu heilen und sie zu heiligen. Das ist die heiligmachende oder vergöttlichende Gnade, die wir in der Taufe erhalten haben. Sie ist in uns der Ursprung des „Heiligungswerkes" [Vgl. Joh 4,14; 7, 38-39]." (KKK, 1999)
Aber das Herz steht auch für die Leiden und Qualen unseres Herrn: Er litt für all unsere Sünden und Verfehlungen. Wenn wir das Herz Jesu betrachten, dann muß uns neben der Ehrfurcht und Liebe auch Demütigkeit, Wehmut und Dankbarkeit erfüllen, daß er diese Qualen selbstlos auf sich genommen hat. Weil wir böse sind und Sünder, hat sich Jesus, der die Unschuld in Person war, einem qualvollen Tod hingegeben. Und diese Qualen halten uns den bitteren Spiegel der Wahrheit vor Augen: Daß wir nämlich Sünder sind. Das wir durch uns allein nichts vermögen und dem Tode geweiht sind, und nur(!) dadurch gerettet sind, weil Gott sich, in seiner Liebe zu uns, seiner Schöpfung, selbst einem qualvollen Opfertod überantwortet hat.




Friede sei mit Euch!

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